Nach einem außergewöhnlichen Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Staaten hat Bundeskanzler Olaf Scholz 13 freigelassene Personen in Deutschland empfangen. Am Flughafen Köln/Bonn zeigte er sich tief bewegt und betonte die Bedeutung des gewährten Schutzes für diese Menschen, die um ihre Gesundheit und ihr Leben gefürchtet hatten.
Die komplexe Aktion, bei der der türkische Geheimdienst MIT eine zentrale Rolle spielte, führte zum Austausch von insgesamt 26 Gefangenen. Deutschland, die USA und ihre Partner gaben im Gegenzug verurteilte Straftäter, darunter auch Spione, an Russland zurück. So überstellte Deutschland beispielsweise Wadim K., bekannt als der "Tiergartenmörder", an Russland. Im Gegenzug wurden prominente Persönlichkeiten wie der "Wall Street Journal"-Korrespondent Evan Gershkovich, Wladimir Kara-Mursa und Ilja Jaschin freigelassen.
Der russische Präsident Wladimir Putin begrüßte die heimkehrenden Russen mit offenen Armen auf dem Rollfeld, ließ sie von der Präsidentengarde ehren und versprach staatliche Auszeichnungen. Auch in den USA bereiten sich Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris darauf vor, ihre Landsleute, darunter Paul Whelan und Alsu Kurmasheva, feierlich zu empfangen.
Der Verzicht auf eine unnachgiebige Haltung, um das Leben politischer Gefangener zu retten, war nicht ohne Kontroversen. Bundeskanzler Scholz erklärte, dass die Entscheidung, einen zu lebenslanger Haft verurteilten Mörder auszuliefern, von der Koalition nach sorgfältiger Überlegung getroffen wurde. Auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz unterstützte diese Entscheidung. Michael Roth von der SPD erinnerte daran, dass man manchmal zum Schutz der Menschlichkeit schwierige Kompromisse eingehen müsse.
Justizminister Marco Buschmann räumte ein, dass die Freilassung von Wadim K. ein besonders schmerzhaftes Zugeständnis war. Amnesty International begrüßte zwar die Freilassung der politischen Gefangenen, warnte jedoch vor den möglichen negativen Folgen solcher Tauschgeschäfte. Der stellvertretende Generalsekretär Christian Mihr betonte das Risiko, dass die russische Regierung dadurch zu weiteren Menschenrechtsverletzungen ermutigt werden könnte.
Rico K., der in Belarus ursprünglich zum Tode verurteilt worden war, und Patrick S., der wegen Cannabis-Gummibärchen in Russland festgehalten wurde, gehörten zu den deutschen Staatsbürgern, die im Zuge dieses Austauschs freikamen. Die Familie des vom "Tiergartenmörder" getöteten Georgiers zeigte sich jedoch enttäuscht über die vorzeitige Freilassung des Täters.