Elon Musk, der Hobby-Politologe
Elon Musk, bekannt als Erfinder futuristischer E-Autos, Eigentümer von X (ehemals Twitter) und Mann mit einer Vorliebe für polarisierende Tweets, hat sich nun auch in den deutschen Wahlkampf eingemischt.
Und das nicht etwa mit subtilen Andeutungen, sondern mit einem Gastbeitrag in der „Welt am Sonntag“, in dem er die AfD unverblümt unterstützt.
Ja, genau die AfD, die sich mit nationalistischen Parolen und verfassungsrechtlich fragwürdigen Aussagen immer wieder ins Rampenlicht katapultiert. Die Reaktionen? Empört, entsetzt – und das zu Recht.
Denn das Ganze fühlt sich ein bisschen so an, als würde man einem Pyromanen einen Benzinkanister reichen, während man ihm höflich applaudiert.
Meinungsfreiheit: Ein Freibrief für alles?
„Meinungsfreiheit ist wichtig“, sagen die Chefredakteure der „Welt“ und meinen damit wohl: „Lassen wir Elon Musk doch mal plaudern.“ Natürlich ist Meinungsfreiheit ein Grundpfeiler der Demokratie. Aber auch ein solider Pfeiler hat seine Grenzen – zumindest in Deutschland.
Laut Artikel 18 des Grundgesetzes darf dieses Recht nämlich verwirkt werden, wenn es dazu genutzt wird, die Demokratie zu gefährden. Und genau das tut die AfD mit ihren regelmäßig auftauchenden Forderungen nach „Remigration“ und anderen, nennen wir es, verfassungsrechtlich kreativen Ideen.
Doch Musk, unser selbsternannter Verteidiger der Wahrheit, sieht das anders. Mit der Argumentation, dass Alice Weidel eine Partnerin aus Sri Lanka habe, versucht er, die AfD als Multikulti-Partei zu verkaufen.
„Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie.“ Ähm, Elon, nein, Schnurrbärte sind keine Pflicht – Ideen können auch ohne diesen bestimmten Gesichtsschmuck gefährlich sein.
Die „Welt“: Unfreiwilliger Komplize oder bewusstes Risiko?
Nun könnte man sagen: Die „Welt“ will mit kontroversen Inhalten polarisieren, und das ist ja ihr gutes Recht. Doch in einer Zeit, in der Vertrauen in Medien ohnehin ein fragiles Gut ist, wirkt es ein wenig – wie sagen wir es nett – tollkühn, einen rechten amerikanischen Milliardär eine deutsche Partei bewerben zu lassen, die regelmäßig durch verfassungsfeindliche Aussagen auffällt.
Statt Musks Aussagen kritisch einzuordnen, lobt der angehende „Welt“-Chefredakteur Jan Philipp Burgard den Unternehmer als „Genie“. Die Grenze zwischen kritischem Journalismus und PR ist hier so unscharf wie die Sicht in einem Tesla nach einem Software-Update.
Der eigentliche Clou: Was will Musk?
Was Musk dazu treibt, ausgerechnet in Deutschland Wahlwerbung zu machen, bleibt sein kleines Geheimnis. Vielleicht ist es die Lust am Polarisieren. Oder die Hoffnung, dass eine AfD-freundliche Regierung seine Geschäfte mit weniger Regulierung und mehr steuerlichen Vorteilen versüßt.
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Wie auch immer, sein Gastbeitrag liest sich wie ein Versuch, die AfD als unschuldige politische Alternative darzustellen – und das mit der subtilen Eleganz eines Bulldozers. Musk wettert gegen eine vermeintliche „Indoktrination“ im deutschen Bildungssystem und beschwört eine „linke Kulturkrise“. Klingt eher nach einem Pitch für einen Netflix-Dystopie-Thriller, aber gut.
Ein Debakel für den Journalismus?
Was bleibt, ist ein schaler Nachgeschmack. Denn die „Welt“ hat nicht nur Musk eine Plattform gegeben, sondern sich auch vor den Karren seiner Agenda spannen lassen. Das ist nicht nur journalistisch fragwürdig, sondern auch politisch gefährlich.
Journalismus hat die Aufgabe, Aussagen zu hinterfragen und einzuordnen, nicht, sie unkommentiert in die Welt zu posaunen. Doch genau das scheint hier passiert zu sein. Und während Musk vermutlich genüsslich seinen Kaffee in Austin schlürft, müssen sich die Chefredakteure der „Welt“ die Frage gefallen lassen, ob sie ihren Lesern wirklich einen Dienst erwiesen haben.