Der in der Technologiebranche bekannte Elon Musk hat die öffentliche Diskussion um Missbrauchsskandale in England erneut angeheizt. Auf seiner Social-Media-Plattform X veröffentlichte Musk in den letzten Tagen zahlreiche Nachrichten, in denen er, unterstützt von Gerichtstranskripten, den britischen Oppositionsführer Sir Keir Starmer schwer kritisierte und ihm eine Mitschuld an verbreiteten Missbrauchsfällen zuschob. Diese Äußerungen stellen einen weiteren Eingriff des Tech-Milliardärs in die britische Innenpolitik dar, insbesondere vor dem Hintergrund seiner bevorstehenden Mitarbeit in der Regierung von Donald Trump. Musk behauptete, dass „hunderttausende“ junger Mädchen Opfer von organisierter Gewalt wurden, eine Behauptung, die diffuse Reaktionen auslöste, da die Quelle dieser Zahlen unklar bleibt. Tatsächlich haben unabhängige Berichte wie der Jay-Report von 2014 über Missbrauch in Rotherham schwerwiegende Versäumnisse von Polizei und Sozialdiensten aufgedeckt. Diese Berichte schätzten, dass etwa 1.400 Kinder zwischen 1997 und 2013 betroffen waren. Trotz zahlreicher lokaler und nationaler Untersuchungen in Städten wie Rochdale, Manchester und Rotherham sind bislang keine umfassenden, einheitlichen Maßnahmen getroffen worden, um solchen Missbrauch in Zukunft zu verhindern. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Zeit, als Starmer von 2008 bis 2013 die Krone Anklagebehörde leitete. Ihm wird vorgeworfen, nicht ausreichend gegen bekannte Täter vorgegangen zu sein. Die neuerlichen Kritiken von Musk lassen sich insbesondere auf einen Vorfall in Rochdale 2009 zurückführen, bei dem Starmer nicht informiert worden sein soll. Nazir Afzal, ein früherer Chefankläger, hob 2011 eine vorherige Entscheidung auf und sorgte für die Verurteilung von neun Männern. Afzal erklärte, dass es Keir Starmer zu verdanken sei, dass die Aufarbeitung der Fehler ermöglicht wurde und die Anklagebehörde ihre Richtlinien zu Missbrauchsfällen reformierte und verbesserte. Abseits der Polemik zwischen Musk und Starmer stellt sich die britische Regierung der Herausforderung, konsequente und transparente Maßnahmen zu etablieren, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und künftige Missbrauchsfälle zu verhindern.