10. September, 2024

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Elizabeth Taylor: Intime Einblicke in das Leben einer Ikone

Elizabeth Taylor: Intime Einblicke in das Leben einer Ikone

Roula Khalaf, Chefredakteurin der Financial Times, stellt in ihrem wöchentlichen Newsletter ihre liebsten Geschichten vor.

Kurz nach ihrem Umzug nach Kalifornien unternahmen Elizabeth Taylors Eltern mit ihr einen Tagesausflug zu den Paramount Studios. Der Besuch diverser Filmsets, die von der Wildwestzeit bis zum antiken Rom reichten, weckte in Taylor den Wunsch, Schauspielerin zu werden. Diesen Traum verwirklichte sie schnell: Bereits mit 10 Jahren spielte sie in "There's One Born Every Minute", gefolgt von "Lassie Come Home" im darauffolgenden Jahr. Produzent Sam Marx beschrieb ihre Ankunft bei MGM als "wirklich wie eine Sonnenfinsternis. Sie überstrahlte jeden, der im Büro war."

Unter der Regie von Nanette Burstein beleuchtet "Elizabeth Taylor: The Lost Tapes" das Leben der Schauspielerin anhand ihrer eigenen Worte. Der Film nutzt bisher unveröffentlichte Audioaufnahmen, die aus 40 Stunden Interviews mit dem verstorbenen Journalisten Richard Meryman stammen. Diese Gespräche fanden 1964 statt, ein Jahr nach dem kritisch verurteilten Blockbuster "Cleopatra" und zwei Jahre vor "Who’s Afraid of Virginia Woolf?", für das Taylor mit Richard Burton vor der Kamera stand.

Bursteins Dokumentation verspricht, Taylors Leistungen und Vermächtnis neu zu kontextualisieren — ein ambitioniertes Vorhaben, bedenkt man, dass ihre Geschichte bereits vielfach erzählt wurde. Dennoch verleiht die intime Art der Erzählung, in der Taylor offen über ihre Ehen, ihre Karriere und ihr öffentliches Image spricht, dem Film eine einzigartige Perspektive. Mit deutlicher Frustration weist sie ihren Status als Sex-Symbol zurück und bekräftigt ihr Streben, als Schauspielerin statt als Filmstar wahrgenommen zu werden. In einem aufschlussreichen Moment beschreibt sie ihre Außensicht: "Eine unzuverlässige Dame, vollkommen oberflächlich, nicht besonders hübsch — ich meine innerlich . . . Vielleicht weil ich wegen meines Privatlebens etwas Verwerfliches nahelege."

Burstein thematisiert auch die misogynistische Behandlung Taylors durch die Medien. Ein Beispiel zeigt sie und ihren vierten Ehemann Eddie Fisher als frisch Verheiratete, als Fisher gefragt wird: "Kann sie kochen?" Der Film umgeht jedoch das launische Verhalten von Taylor und Burton sowie deren legendären Exzesse, die sich in extravaganten Ausgaben für Champagner, Schmuck, Hotels, eine riesige Belegschaft und eine Yacht, auf der sie ihre Hunde beherbergten, manifestierten. "The Lost Tapes" zeichnet ein lebendiges und verstörendes Bild des Lebens im Rampenlicht, doch erzählt nicht die ganze Geschichte.