Die Letzte Generation steht regelmäßig im Rampenlicht der politischen Debatte. Besonders ihre Strategie zur Kandidatenauswahl für die Europawahl wirft jedoch Fragen auf, die das Selbstbild der Bewegung als basisdemokratische Vereinigung ins Wanken bringen.
Ein genauerer Blick hinter die Kulissen enthüllt eine auffällige Diskrepanz zwischen dem propagierten Ideal und der gelebten Realität: Hier regiert ein kleiner Führungskreis mit straffer Hand, während die Basis eher eine Statistenrolle einnimmt.
Führung ohne Basis?
Obwohl sich die Letzte Generation gerne als basisdemokratische Kraft darstellt, erinnert ihre interne Struktur eher an ein hierarchisch organisiertes Unternehmen als an eine Bewegung, die demokratische Prinzipien hochhält.
Die Entscheidungsmacht ist auf ein enges Führungsteam konzentriert, das strategische Richtungen vorgibt und wesentliche Beschlüsse fasst, ohne die Basis angemessen einzubeziehen. Dieses Vorgehen steht in krassem Gegensatz zu dem Bild, das die Bewegung nach außen zu vermitteln sucht.
Demokratie? Fehlanzeige!
Der Prozess zur Aufstellung der Kandidatenliste für das EU-Parlament legt besonders deutlich die Schwächen der internen Demokratie offen. Statt die Hunderte von Aktivisten in einen echten Wahlprozess einzubeziehen, wurden die Weichen im Verborgenen gestellt.
Eine Enthüllung, die erst nach Abschluss aller wesentlichen Entscheidungen über einen Zoom-Call an die breitere Mitgliederschaft kommuniziert wurde, verdeutlicht das Ausmaß der Missachtung basisdemokratischer Prinzipien.
Kritik unerwünscht
Die euphorische Reaktion der Bewegung auf die schnelle Erreichung des Spendenziels und die notwendigen Unterschriften überdeckt die grundsätzlichen Bedenken hinsichtlich des demokratischen Prozesses.
Das Modell, das die Letzte Generation praktiziert, scheint weniger auf gemeinschaftlicher Partizipation als auf effizienter Zielerreichung zu beruhen. Dabei bleiben kritische Stimmen, die eine offenere und inklusivere Entscheidungsfindung einfordern, weitgehend ungehört.
Elitäre Machtstrukturen
Um ihre Ziele zu erreichen und als politische Kraft ernst genommen zu werden, steht die Letzte Generation vor der Herausforderung, ihre internen Strukturen kritisch zu überdenken.
Eine Bewegung, die Veränderung fordert, muss zunächst sicherstellen, dass ihre eigenen Prozesse die Werte widerspiegeln, für die sie eintritt. Das bedeutet, Mechanismen zu schaffen, die eine echte und wirksame Beteiligung der Basis ermöglichen – und nicht nur Lippenbekenntnisse sind.
Die Letzte Generation hat das Potenzial, wichtige Impulse in der politischen Diskussion zu setzen und zur Bewältigung drängender gesellschaftlicher Herausforderungen beizutragen.
Doch dazu ist es unabdingbar, dass die Bewegung nicht nur nach außen hin demokratische Prinzipien vertritt, sondern diese auch intern lebt. Nur so kann sie eine authentische und glaubwürdige Stimme im politischen Diskurs sein.