Die Pharmaindustrie steht vor einem Wendepunkt – und Eli Lilly führt die Bewegung an. Der US-Konzern hat mit seiner Abnehmspritze Zepbound einen Milliardenmarkt erschlossen und die Marktkapitalisierung an die Spitze der globalen Pharmabranche katapultiert.
Doch der Fokus auf Diätmittel ist nur der Anfang. Von neuen Therapien gegen Alzheimer bis hin zur Entwicklung von Abnehmpillen hat das Unternehmen ambitionierte Pläne, die den Markt bis 2030 auf den Kopf stellen könnten.
Adipositas: Ein Milliardengeschäft mit Potenzial
Adipositas ist längst mehr als ein gesellschaftliches Problem – sie hat sich zu einem der lukrativsten Geschäftsbereiche der Pharmabranche entwickelt. Weltweit leiden mehr als eine Milliarde Menschen an krankhaftem Übergewicht, eine Zahl, die laut WHO bis 2030 weiter steigen wird.
Eli Lilly hat diese Marktlücke erfolgreich geschlossen. Mit Zepbound (in Europa als Mounjaro zugelassen) erzielte der Konzern allein in den ersten neun Monaten 2024 einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro.
Doch der Wettbewerb schläft nicht. Novo Nordisk, der dänische Pharma-Riese, liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Vorherrschaft im Abnehmmittelmarkt.
Zuletzt konnte Eli Lilly durch bessere Studiendaten zu seinem Mittel punkten, während Novo Nordisk mit dem neuen Präparat CagriSema hinter den Erwartungen zurückblieb. Die enttäuschenden Ergebnisse setzten die Aktie des dänischen Konzerns stark unter Druck – ein Minus von über 20 Prozent an nur einem Tag.
Der nächste Schritt: Abnehmpillen
Eli Lilly plant bereits die nächste Revolution: Abnehmmittel in Tablettenform. Diese Medikamente könnten den Markt grundlegend verändern. „Tabletten können wir in einem viel größeren Maßstab produzieren“, erklärt Forschungschef Daniel Skovronsky.
Während die Herstellung von Spritzen begrenzt ist und immer wieder zu Engpässen führt, könnten Pillen weitaus günstiger und flächendeckender verfügbar sein.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Einfachere Einnahme, größere Produktionskapazitäten und niedrigere Kosten. Analysten prognostizieren, dass Tabletten in den nächsten Jahren bis zu 20 Prozent des Marktes für Adipositas-Medikamente ausmachen könnten.
Alzheimer: Der nächste Milliardenmarkt?
Doch Eli Lilly ruht sich nicht auf seinen Erfolgen aus. Das nächste große Ziel ist die Behandlung von Alzheimer. „Neue Therapien könnten ein ähnlich großes Potenzial haben wie die gegen Adipositas“, sagt Skovronsky.
Der Konzern hat bereits ein Alzheimer-Medikament auf dem US-Markt, das auf den Abbau sogenannter Amyloid-Plaques abzielt – Strukturen im Gehirn, die als Mitverursacher der Krankheit gelten.
Besonders vielversprechend sind sogenannte GLP-1-Mittel, die ursprünglich gegen Diabetes und Adipositas entwickelt wurden. Studien deuten darauf hin, dass sie auch positive Effekte auf das Gehirn haben könnten, etwa durch die Revitalisierung von Gehirnzellen. Novo Nordisk testet diesen Ansatz bereits in klinischen Studien, Eli Lilly wird folgen.
Ein Unternehmen auf Wachstumskurs
Eli Lilly hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der dynamischsten Pharmaunternehmen weltweit entwickelt. Der Umsatz stieg in den ersten neun Monaten 2024 um 27 Prozent auf 31,5 Milliarden Dollar. Zwei Drittel davon entfallen auf die Bereiche Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, zu denen auch die Diabetes- und Adipositas-Medikamente zählen.
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