Der US-amerikanische Pharma-Riese Eli Lilly hat am Dienstag mit einer bedeutenden Preissenkung seines neuesten Blockbuster-Medikaments Zepbound für Schlagzeilen gesorgt. Das Unternehmen bietet das GLP-1-basierte Obesitas-Medikament nun mit einem Rabatt von 50 % oder mehr im Vergleich zu anderen Präparaten dieser Art an, wenn es von Selbstzahlern erworben wird. Diese strategische Entscheidung könnte den Markt für Lillys Adipositas-Medikament erheblich erweitern.
Die Unterstützung dieser Maßnahme kommt auch vom Obesity Action Coalition COO James Zervos, der in der Pressemitteilung des Unternehmens feststellte, dass vielen Menschen mit Adipositas der Zugang zu essentieller Behandlung und Pflege lange verwehrt blieb. Trotz der Anerkennung von Adipositas als chronischer Krankheit mit weitreichenden Konsequenzen, wird sie oft als Lifestyle-Wahl fehlklassifiziert, was dazu führt, dass viele Versicherer Medikamente wie Zepbound von der Kostenübernahme ausschließen.
Lilly rechnet damit, dass durch die Preissenkung Millionen von Erwachsenen Zugang zu Zepbound erhalten werden. Dabei kostet eine vierwöchige Versorgung mit 2,5 mg-Dosen von Zepbound jetzt 399 USD, während die 5 mg-Dosen für 549 USD erhältlich sind. Dieser Preis liegt deutlich unter dem von Novo Nordisks Wegovy. Zepbound wird über Lillys Online-Vertriebskanal LillyDirect angeboten, was Zusatzkosten durch Apotheken oder Pharmabereichsmanager vermeidet.
Dennoch ist Lillys Erfolg nicht allein auf seine Obesitas-Medikamente beschränkt. Mounjaro, zugelassen zur Behandlung von Typ-2-Diabetes, teilt die gleiche Wirkstoffbasis wie Zepbound und weist ebenfalls großes Marktpotenzial auf. Gemeinsam generierten Mounjaro und Zepbound im ersten Halbjahr 2024 nahezu 6,7 Milliarden USD. Weitere starke Performances zeigte Lilly mit Verzenio, dessen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 42 % auf rund 2,4 Milliarden USD stieg.
Der Konzern profitiert zudem von weiteren Produkten wie Humalog, Jardiance und Taltz, die allesamt zweistellige prozentuale Umsatzzuwächse verzeichnen. Ein weiterer Hoffnungsträger ist Kisunla, das im Juli 2024 von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zur Behandlung von Alzheimer zugelassen wurde und ein prognostiziertes jährliches Spitzenverkaufsvolumen von 5 Milliarden USD erreichen soll.
Im Ausblick strebt Lilly die FDA-Zulassung von Tirzepatid (Mounjaro/Zepbound) zur Behandlung von obstruktiver Schlafapnoe bei Adipositas an und bewertet Pirtobrutinib (Jaypirca) in mehreren fortgeschrittenen Studien, um die Anwendungsgebiete zu erweitern. Zudem befinden sich verschiedene experimentelle Medikamente in der Spätentwicklung, die auf Alzheimer, Brustkrebs und andere Erkrankungen abzielen.
Ein Argument gegen den Kauf von Lilly-Aktien könnten die aktuellen Bewertungskennzahlen sein. Mit einem Verhältnis von fast 59 zu den erwarteten Gewinnen ist die Aktie in der Tat hoch bewertet. Jedoch sollte man einen langfristigen Blick auf das Wachstumspotenzial des Unternehmens werfen. Wenn Anleger dies tun, erscheinen die Bewertungen weniger besorgniserregend.