30. Oktober, 2024

Pharma

Eli Lilly investiert 2,3 Milliarden Euro in neues Werk in Rheinland-Pfalz

Eli Lilly investiert 2,3 Milliarden Euro in neues Werk in Rheinland-Pfalz

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly plant den Bau einer neuen Produktionsstätte in Rheinland-Pfalz. Mit einer Investition von rund 2,3 Milliarden Euro soll die hohe Nachfrage nach neuen Medikamenten gegen Diabetes und starkes Übergewicht befriedigt werden. Das Werk, das in Alzey, etwa 30 Kilometer südlich von Mainz, entstehen soll, wird voraussichtlich 2024 gebaut und 2027 in Betrieb genommen.

Das Unternehmen sieht in dieser Investition auch eine Chance, sich am boomenden Markt für Abnehmspritzen zu beteiligen, der in den USA für Aufsehen sorgt. Eli Lilly plant, bis zu 1000 Mitarbeiter in dem neuen Werk zu beschäftigen. Während der Bauphase sollen zudem 1900 Arbeitsplätze entstehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass diese Ansiedlung ohne Steuergelder realisiert werde und eine der größten wirtschaftlichen Entscheidungen dieser Art in Deutschland sei.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach begrüßte die Entscheidung von Eli Lilly. Er sieht darin ein positives Zeichen für den Pharmastandort Deutschland und eine Bestärkung der Bemühungen der Bundesregierung, den Standort wieder attraktiver zu machen.

Eli Lilly, mit Sitz in Indianapolis, ist der wertvollste Arzneimittelhersteller der Welt. Das Unternehmen ist seit 1960 in Deutschland tätig und erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 905 Millionen Euro mit rund 1000 Beschäftigten.

Mit dem neuen Werk plant Eli Lilly den Ausbau seines Standortnetzwerks für injizierbare Medikamente und dazugehörende Injektionsstifte. In Alzey soll unter anderem das Diabetes-Medikament Mounjaro hergestellt werden, das auch in Europa zur Behandlung von starkem Übergewicht eingesetzt werden soll.

Der Markt für Abnehmspritzen boomt, und das Unternehmen Lilly möchte von diesem Trend profitieren. Viele Menschen, die nicht übergewichtig sind, nutzen diese Medikamente, um an Gewicht zu verlieren. Obwohl diese Präparate als Diabetes-Medikamente entwickelt wurden, haben sie sich als wirksame Appetitzügler erwiesen. Sie imitieren die Wirkung von Darmhormonen und verstärken das Sättigungsgefühl. Der Konkurrent Novo Nordisk, der seine Abnehmspritze bereits seit einiger Zeit anbietet, hatte bereits Schwierigkeiten bei der Lieferung.

Experten sehen einen enormen Markt für Abnehmprodukte, da Übergewicht weltweit ein globales Phänomen ist. Lilly-Vorstandschef Dave Ricks hob hervor, dass es bereits jetzt 650 Millionen übergewichtige Menschen auf der Welt gibt, und diese Zahl bis 2030 auf etwa eine Milliarde ansteigen könnte.

Die Milliardeninvestition von Eli Lilly ist auch für den Pharmastandort Deutschland eine gute Nachricht. Die Bundesregierung strebt angesichts von Medikamentenengpässen, angespannten Lieferketten und der Abhängigkeit von China und Indien eine Stärkung der Produktion in Deutschland an. Allerdings bleibt Deutschland bei klinischen Studien im internationalen Wettbewerb zurück und die Branche leidet unter steigenden Energiekosten und politischem Druck.

Die Ansiedlung von Eli Lilly erhöht auch die Bedeutung von Rheinland-Pfalz für die Biotechnologie- und Pharmaindustrie. In Mainz hat der Corona-Impfstoffhersteller Biontech seinen Sitz und in Ingelheim der Pharmakonzern Boehringer. Die Hoffnung besteht, dass genügend qualifizierte Fachkräfte in der Region zu finden sind.