14. April, 2025

Unternehmen

11% Prozent für 100.000 Euro – Verscherbelt Finanzfluss gerade seine Unabhängigkeit?

Ein Schnäppchen, ein Strategiewechsel – oder beides? Die Beteiligung von Mydealz-Gründer Fabian Spielberger an Finanzfluss wirft Fragen auf. Die InvestmentWeek hat exklusive Einblicke.

11% Prozent für 100.000 Euro – Verscherbelt Finanzfluss gerade seine Unabhängigkeit?
Exklusiv bei der InvestmentWeek: mydealz-Gründer Fabian Spielberger steigt bei Finanzfluss ein – zu einer Bewertung, die selbst Start-up-Investoren die Stirn runzeln lässt.

Was ist ein Unternehmen wert, das Millionen Menschen auf YouTube erreicht, eine eigene App mit 200.000 Nutzern betreibt, rund 30 Mitarbeiter beschäftigt und laut Bundesanzeiger in der Pandemie satte Gewinne schrieb? Wenn man den neuen Deal von Finanzfluss zugrunde legt: exakt 909.090 Euro.

Denn für gerade einmal 100.000 Euro sichert sich mydealz-Gründer Fabian Spielberger satte 11 Prozent – was einer Gesamtbewertung von nur rund 1,2 Millionen Euro entspricht. Ein Preis, der so niedrig ist, dass sich selbst erfahrene VC-Investoren verwundert die Augen reiben dürften.

Ein Unternehmen mit Millionenreichweite – aber kaum monetäres Gewicht?

Thomas Kehl ist das Gesicht von Finanzfluss. Millionen Menschen vertrauen seiner Stimme, wenn es um ETFs, Altersvorsorge oder Immobilien geht. Seine Inhalte sind verständlich, fundiert, sympathisch. Das Vertrauen, das er sich aufgebaut hat, ist beachtlich – und in der Finfluencer-Szene fast einzigartig.

Doch der aktuelle Deal wirft eine zentrale Frage auf: Wie kann ein solches Unternehmen mit einer so starken Marke, eigenen Produkten und bewiesener Marktdurchdringung auf nur rund 1,2 Millionen Euro bewertet werden? Selbst konservative Bewertungsmodelle für profitable digitale Plattformen hätten ein Vielfaches ergeben – zumal mit Spielberger kein klassischer Venture Capitalist, sondern ein strategischer Player einsteigt.

Kaufpreis wie im Schnäppchenportal – und das bei Finanzfluss?

Spielberger ist kein Unbekannter. Mit mydealz und Pepper Media hat er bewiesen, dass er Plattformen skalieren, monetarisieren und international ausrollen kann – ohne sich dabei von Investoren abhängig zu machen. Dass er jetzt für nur 100.000 Euro an Bord kommt, ist entweder ein Beweis seiner Verhandlungskunst oder ein Hinweis darauf, dass bei Finanzfluss intern nicht alles so rosig läuft, wie es nach außen scheint.

Denn: Wer Anteile zu einem derart niedrigen Preis abgibt, tut das meist nicht aus Jux. Braucht Finanzfluss Liquidität? Oder steht ein größerer Umbau bevor, bei dem Spielberger nun die Strippen zieht?

Einfluss inklusive – und die Unabhängigkeit auf dem Prüfstand

11 Prozent sind kein Stimmrecht-Monopol, aber in einem Gründergeführten Unternehmen mit nur zwei Gesellschaftern hat auch ein kleiner Anteil großes Gewicht. Und Spielberger ist kein stiller Teilhaber. Er investiert, um zu gestalten. Wer seine Karriere kennt, weiß: Wenn er einsteigt, dann mit Ambitionen. Das muss nicht schlecht sein – im Gegenteil. Aber es verändert das Selbstverständnis.

Finanzfluss war bisher ein Idealistenprojekt mit journalistischem Anspruch und Community-Fokus. Mit dem Einstieg eines Plattformprofis rückt nun zwangsläufig die Frage nach der Monetarisierung in den Vordergrund. Wird die App zur Verkaufsmaschine? Werden Produktvergleiche aggressiver monetarisiert? Oder bleibt alles beim Alten, nur mit Rückenwind?

Für Finfluencer ein Dammbruch – für Kehl ein Drahtseilakt

Der Deal zeigt, dass auch die erfolgreichsten Finfluencer irgendwann den Punkt erreichen, an dem „Aufklärung allein“ nicht mehr reicht. Wer eine App entwickelt, ein Team finanziert und professionell auftreten will, braucht Kapital. Doch mit Kapital kommen auch neue Erwartungen – und manchmal andere Werte.

Mit einer Bewertung von rund 1,2 Millionen Euro wirkt der Deal auf den ersten Blick wie ein günstiger Einstieg. Doch die eigentliche Frage ist: Wie teuer wird er langfristig – für die Unabhängigkeit, die Authentizität und die Glaubwürdigkeit einer Marke, die genau dafür stand?