Die wichtigsten Entscheider der deutschen Automobilindustrie pilgern dieser Tage nach China. Nicht aus Prestige, sondern aus Notwendigkeit. Die Auto Shanghai 2025 hat sich zur wohl bedeutendsten Leistungsschau der globalen Branche entwickelt.
Während die heimische IAA an Relevanz verliert, präsentiert sich die chinesische Messe als Schaufenster eines Marktes, in dem die Zukunft nicht nur schneller, sondern auch radikaler gedacht wird.
China zeigt Tempo, Deutschland wirkt alt
Mehr als 100 chinesische Hersteller buhlen mit smarten E-Autos, futuristischen Cockpits und intelligenten Fahrassistenzsystemen um die Gunst der Kundschaft. Viele davon schreiben rote Zahlen.
Doch was kurzfristig als Nachteil wirkt, erweist sich langfristig als strategisches Kalkül: Die chinesische Autoindustrie wächst in den Export, investiert in Europa, expandiert aggressiv.

VW, Mercedes, Audi und BMW wirken dagegen wie Getriebene. Die Marktanteile bröckeln. Vor allem bei den immer beliebteren "Extended Range Vehicles" und smarten Fahrassistenzsystemen dominieren lokale Anbieter. Der technologische Vorsprung der Chinesen ist greifbar. Das Gefährlichste daran: Sie haben die Geschwindigkeit ihrer Produktentwicklung zum neuen Industriestandard gemacht.
Zwei Drittel der deutschen Manager liefern, die Chinesen definieren
VW-Konzernchef Oliver Blume hat den Ernst der Lage erkannt. In Shanghai stellt der Konzern neue Modelle vor, die speziell für China entwickelt wurden. Audi geht noch weiter: Mit einer neuen Submarke ohne die ikonischen Ringe soll endlich Anschluss an die junge Zielgruppe gefunden werden. Doch das alles passiert zu einem Preis: In Ingolstadt fällt die Axt – 7.500 Stellen werden gestrichen.
Der Preis des Durchwurstelns: Marktanteile
Laut Alix Partners wird der Anteil chinesischer Marken am heimischen Markt bis 2032 auf 75 Prozent steigen. Schon heute hat jedes zweite verkaufte Fahrzeug in China einen Elektroantrieb.
Und die Deutschen? Verloren im Premium-Dilemma, können sie der Geschwindigkeit kaum folgen. Die Zeit des Durchwurstelns ist vorbei, Entscheidungen müssen dort getroffen werden, wo die Musik spielt: in China.
Technologische Vorherrschaft trifft auf politische Risiken
Gleichzeitig könnte ausgerechnet der Zollstreit zwischen den USA und China zum strategischen Vorteil für Europa werden. Zusatzzölle gegen chinesische E-Autos werden in Brüssel diskutiert, während Peking Exportoffensiven startet. Der Handelskonflikt spaltet zwar die Welt, aber er treibt auch europäische Interessen mit China voran.
Die deutsche Autoindustrie steht in China mit dem Rücken zur Wand
Während chinesische Hersteller mit Verlusten investieren, sparen sich die Europäer ins Abseits. Der technologische Wettlauf ist in vollem Gange. Die Auto Shanghai 2025 macht klar: Wer dort nicht liefert, wird vom Markt ignoriert. Die Rolle der Deutschen?
Noch Beobachter. Doch das Rennen um die Mobilität der Zukunft wird nicht in Wolfsburg, Stuttgart oder Ingolstadt entschieden – sondern in Shanghai.