Die Zukunft der Elektromobilität in Deutschland steht auf der Kippe. Die Bundesregierung plant, den Umweltbonus für Elektroautos bereits zum Jahresende 2023 zu streichen, anstatt wie geplant Ende 2024.
Die Ampel-Koalitionäre wollen damit ein Budgetloch von etwa 30 Milliarden Euro schließen. Für potenzielle Käufer von Elektrofahrzeugen bedeutet das eine unerwartete Kehrtwende: Wer sich ab Januar 2024 für ein Elektroauto interessiert, geht leer aus, denn neue Anträge werden nicht mehr möglich sein.
Die Auswirkungen dieser Entscheidung könnten drastisch sein. Experten warnen vor einem möglichen Einbruch der Verkaufszahlen von reinen Elektroautos im Jahr 2024.
Dies käme einem historischen Dämpfer gleich, nachdem Elektroautos in den letzten Jahren kontinuierlich an Beliebtheit gewonnen hatten.
Derzeit sind bereits rund 1,3 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs. Die ehrgeizige Zielsetzung der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge zu haben, galt bereits zuvor als äußerst ambitioniert. Doch die aktuelle Entwicklung könnte diese Pläne noch weiter in die Ferne rücken lassen.
Die Industrie schlägt Alarm. Arne Joswig, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, spricht von einem "Dämpfer" für den Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie VDA, bezeichnet das vorzeitige Ende des Umweltbonus als "Fehlentscheidung", die den Markthochlauf gefährde und die Klimaziele in Gefahr bringe.
Die möglichen Konsequenzen betreffen jedoch nicht nur den deutschen Markt. Auch das geplante EU-Verbot für Verbrennungsmotoren bis 2035 könnte ins Wanken geraten. Manfred Weber, Chef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, signalisiert bereits die Absicht, das Verbrennerverbot nach der Europawahl zu überdenken.
Die Automobilhersteller reagieren auf die unsichere Lage. Einige korrigieren ihre Erwartungen und investieren parallel zur Elektromobilität wieder in die Modernisierung konventioneller Technologien. Audi-Chef Gernot Döllner gesteht, dass es länger dauern werde, mit Elektroautos die gleichen Renditen zu erzielen wie mit Benzin- und Dieselmodellen.
Die Frage bleibt, ob der drohende Einbruch bei Elektroautos nur vorübergehend ist. Ab 2025 gelten in der EU verschärfte Vorgaben für Flottenverbräuche, was die Notwendigkeit für mehr Elektroautos unterstreicht. Ob die Autohersteller sich für höhere Rabatte oder Strafzahlungen entscheiden, ist noch unklar.
In dieser kritischen Phase plädieren Experten und Branchenverbände für zusätzliche staatliche Förderung in der EU, um die Produktion von Elektroautos zu unterstützen. Der Ausgang dieser Debatte wird nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Automobilindustrie nachhaltig prägen.