26. November, 2024

Technologie

Elektrifizierung in der Landtechnik: Wann sind Traktor und Co. nicht mehr auf Diesel angewiesen?

Elektrifizierung in der Landtechnik: Wann sind Traktor und Co. nicht mehr auf Diesel angewiesen?

In der Landtechnik hängt der Fortschritt bei der Elektrifizierung von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Energieanforderung der großen landwirtschaftlichen Maschinen. Die geplante Subventionskürzung beim Agrardiesel stellt die Frage in den Raum, wann Traktoren, Mähdrescher und Co. nicht mehr auf Diesel angewiesen sind.

Laut Experten wird eine flächendeckende Elektro-Lösung in der Landtechnik nicht möglich sein. Dennoch wird der Wechsel hin zum Elektroantrieb in bestimmten Arbeitsbereichen voraussichtlich schnell voranschreiten, so Edgar Remmele, Leiter der Abteilung Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien am Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing.

Arbeiten in der Tierhaltung, wie zum Beispiel die Fütterung, könnten seiner Meinung nach bald 'fast komplett batterieelektrisch' erfolgen. Durch die Nutzung von selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom könnten Landwirte ihre Maschinen, wie beispielsweise Hoflader oder Futtermischwagen, äußerst kostengünstig betreiben. Zwar sind Gerätschaften mit E-Antrieb derzeit noch vergleichsweise teuer, doch sobald ihr Preis sinkt, könnten sie schnell auf den Höfen Einzug halten.

Auch kleinere Traktoren mit E-Antrieb könnten bald vermehrt eingesetzt werden, beispielsweise in der Gemüse- und Obstproduktion oder in Kommunen. Der Allgäuer Hersteller Fendt hat bereits angekündigt, ab dem vierten Quartal 2024 einen E-Traktor zu produzieren. Auch New Holland präsentierte auf der Messe Agritechnica einen batteriebetriebenen Kommunaltraktor.

Für große Traktoren, Mähdrescher und Feldhäcksler sind Elektroantriebe jedoch höchstens Zukunftsmusik. Die Akkus wären zu groß und zu schwer, um dieselbe Leistung wie ein Dieselantrieb zu erbringen. Tobias Ehrhard, Geschäftsführer Landtechnik beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), betont zudem, dass flüssige und gasförmige Energieträger auch in Zukunft unersetzlich bleiben werden. Der hohe Leistungsbedarf entlang der gesamten landwirtschaftlichen Produktionskette erfordert alternative Lösungen.

Viele Experten setzen daher auf Pflanzenölkraftstoffe, Biodiesel oder hydrierte Pflanzenöle (HVO). Diese Kraftstoffe könnten in Landmaschinen eingesetzt werden, sofern die Hersteller die entsprechenden Freigaben erteilen. Bisher wurden sie jedoch aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit kaum nachgefragt.

Das könnte sich jedoch bald ändern. Ein Hindernis bleibt jedoch die ursprüngliche Zielsetzung der Bundesregierung, die Kraftstoffgewinnung aus Ackerpflanzen zu reduzieren. Edgar Remmele ist jedoch der Meinung, dass insbesondere die Landwirtschaft diese ölbasierten Kraftstoffe aus selbst erzeugten Rohstoffen nutzen soll und darf. Denn bei der Herstellung pflanzenölbasierter Biokraftstoffe wird ein eiweißreiches Futtermittel gewonnen, das Sojaimporte aus Südamerika ersetzt.

Die zunehmende Elektrifizierung von PKWs und Kleintransportern führt zudem zu einem geringeren Dieselverbrauch und damit auch zu einem geringeren Bedarf an Biokraftstoffen. Diese könnten dann dort eingesetzt werden, wo eine Elektrifizierung nicht möglich ist.

Der VDMA empfiehlt vor allem biogene Kraftstoffe aus hydrierten Pflanzenölen (HVO). Diese könnten die CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilem Diesel um bis zu 90 Prozent reduzieren und somit einen schnellen und effektiven Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Der Umstieg auf alternative Antriebe in der Landtechnik hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab. Neben Ölkraftstoffen und E-Antrieben wurden auch Wasserstoff und Methan als Alternativen vorgestellt. Allerdings gibt es hier noch offene Fragen und Hindernisse, wie zum Beispiel den Platzbedarf für Druckbehälter bei komprimiertem Wasserstoff oder die geringere Energiedichte von Methan im Vergleich zu Diesel.

Ob die Landwirtschaft bei der Umstellung auf alternative Antriebe auf staatliche Unterstützung setzen kann, ist derzeit unklar. Das Bundesprogramm Energieeffizienz der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), das die Branche bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes unterstützen sollte, liegt derzeit auf Eis.