Das deutsche Schienennetz steht vor einer Herausforderung: Im kommenden Jahr sollen lediglich 66 Kilometer neuer Gleise mit elektrischen Oberleitungen ausgestattet werden. Eine Anfrage der Linken an das Bundesverkehrsministerium zeigt, dass dies weit unter den notwendigen Ausbauten liegt, um die selbst gesetzten Elektrifizierungsziele zu erreichen.
Ohne Stromversorgung müssen Züge auf diesen Strecken weiter auf umweltbelastenden Dieselantrieb zurückgreifen. Der Bund plant, bis 2030 75 Prozent des Schienennetzes elektrisch zu versorgen. Aktuell beträgt der Anteil circa 60 Prozent. Optimistisch stimmt, dass rund 90 Prozent des Schienenverkehrs bereits elektrisch betrieben wird, da stark befahrene Strecken priorisiert elektrifiziert sind.
Laut Interessenverband Allianz pro Schiene und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen wären jährlich 600 Kilometer neue Oberleitungen notwendig. Doch im letzten Jahrzehnt kamen im Durchschnitt nur etwa 80 Kilometer pro Jahr hinzu. Der Linken-Abgeordnete Victor Perli kritisierte die Bundesregierung scharf: Trotz ambitionierter Pläne stagniert der Prozess, eine beschleunigte Sicherung der finanziellen Mittel sei unverzichtbar.
Auch beim Ausbau des Schienennetzes stockt es: Geplant sind lediglich 71 Kilometer zusätzlich. Die Priorität liege jedoch auf der Sanierung und Modernisierung des bestehenden Netzes. Bis 2030 will die Bahn umfangreiche Sanierungen an über 40 stark frequentierten Korridoren durchführen, um die Zuverlässigkeit zu verbessern. Angesichts der wiederkehrenden Verspätungen im Fernverkehr, wo im Oktober mehr als jeder dritte Zug unpünktlich war, peilt die Bahn bis 2027 eine Pünktlichkeit von 75 Prozent an.