Mitten in der spannungsgeladenen Debatte um mögliche Werksschließungen, Kündigungen und Gehaltskürzungen bei Volkswagen, trat die zweite Tarifrunde zwischen Vertretern von VW und der IG Metall in Wolfsburg zusammen. Während der Automobilriese seinen strikten Sparkurs bekräftigte und zusätzliche Sparmaßnahmen ankündigte, drängte die Gewerkschaft darauf, Werksschließungen erneut zu überdenken. Für den niedersächsischen IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger ist dies die Voraussetzung für weiterführende Gespräche, nachdem das Unternehmen jüngst schwache Geschäftszahlen präsentierte. Laut Berichten verzeichnete VW zwischen Juli und September einen dramatischen Gewinneinbruch: Der Nettogewinn nach Steuern schrumpfte um 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, auf 1,58 Milliarden Euro. Der operative Gewinn fiel um 42 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro. Trotz eines Rückgangs bei den Verkaufszahlen um sieben Prozent, gelang es VW, den Umsatz fast auf Vorjahresniveau zu halten. Ungeachtet dieser Herausforderungen berichtete Betriebsratschefin Daniela Cavallo, dass VW plant, mindestens drei deutsche Werke zu schließen, zahlreiche Arbeitsplätze abzubauen und Gehälter pauschal um zehn Prozent zu kürzen. Die Unternehmensleitung hat diese Vorhaben bisher nicht offiziell bestätigt. Gröger betonte, dass eine Bereitschaft der Unternehmensseite, alternative Lösungen zu Werksschließungen und betrieblichen Kündigungen zu entwickeln, dringend erwartet werde, andernfalls drohe eine Eskalation. Sollte es zu keiner Einigung kommen, stehen ab 1. Dezember Warnstreiks bevor. Die Verhandlungen liefen am Nachmittag weiter. Derweil verteidigte VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel den harten Sparkurs mit dem Argument, dass die Effizienz gesteigert und Kosten reduziert werden müssen, um Arbeitsplätze zu sichern. In der laufenden Gesprächsrunde sollen daher konkrete Einsparvorschläge präsentiert werden. Finanzvorstand Arno Antlitz verdeutlichte den dringenden Bedarf an Kostenreduktionen aufgrund der schwachen Umsatzrendite von nur 1,8 Prozent bei der Kernmarke VW. Cavallo, die die Interessen der IG Metall in den Verhandlungen vertritt, ruft zu einem gemeinsamen Zukunftskonzept auf. Sie betont, dass Krisen stets im Schulterschluss mit Betriebsrat und Gewerkschaft Lösung fanden. Eine wesentliche Herausforderung sei es, über mehr als nur Arbeits- und Fabrikkosten zu diskutieren. Der geplante Lohnverzicht von VW könnte Einsparungen von bis zu zwei Milliarden Euro bringen, wobei 800 Millionen durch Gehaltssenkungen und weitere 1,2 Milliarden durch Streichungen von Boni und Nullrunden eingespart werden könnten. Diese Maßnahmen sollen einen Großteil der insgesamt geplanten Einsparungen von 3,6 Milliarden Euro ausmachen. Bisher blieb eine offizielle Stellungnahme von VW zu diesen Plänen aus.