23. Oktober, 2024

Wirtschaft

Einzigartiger Pragmatist oder riskanter Visionär: Der wirtschaftliche Wandel Argentiniens unter Präsident Millei

Einzigartiger Pragmatist oder riskanter Visionär: Der wirtschaftliche Wandel Argentiniens unter Präsident Millei

Javier Milei, Argentiniens selbsternannter "Anarcho-Kapitalist", steht nach elf Monaten im Amt im Zentrum eines unvergleichlichen wirtschaftlichen Experiments. Der Präsident, beraten von seiner Schwester, seinen English Mastiffs und einem Social-Media-Experten, hat die wirtschaftliche Neuausrichtung des Landes mit Elan angepackt. Während einige Investoren ihn als Leuchtfeuer des Kapitalismus in einer zunehmend „woken“ Geschäftswelt feiern, betrachten Linke ihn als Verkörperung der globalen extremen Rechten.

Das inflationäre Erbe des Landes hat Mileis besondere Aufmerksamkeit erfordert. Doch seine Maßnahmen zeigen Wirkung: Die Inflation ist von monatlich 25,5 % bei Amtsübernahme im Dezember letzten Jahres auf 3,5 % im September dieses Jahres gesunken. Jedoch waren diese Einschnitte notwendig, um die jahrzehntelangen Defizite zu beseitigen und gleichzeitig den Staatsapparat zu verschlanken, was zu einem kleinen Haushaltsüberschuss führte.

Gleichzeitig wird das Land von einer Rezession heimgesucht. Die Verödung des Binnenmarktes und die steigende Armut – nun bei 53 % – sind ernüchternde Begleiterscheinungen dieser finanziellen Disziplin. Während wirtschaftliche Aktivitäten im Juli Anzeichen einer Erholung zeigten, stehen Investitionen nach wie vor unter Druck.

Milei bleibt optimistisch und argumentiert, dass viele wirtschaftliche Indikatoren sich bereits positiv entwickelt hätten. Doch trotz der Vorteile seines entschlossenen Fiskalkurses bleibt die Nachhaltigkeit seiner Reformen fraglich. Der internationale Dollar-Schwarzmarktkurs hat sich etwas beruhigt, dennoch zögern ausländische Investoren nach wie vor, ihr Kapital zu riskieren.

In dieser ungewissen Umbruchphase bleibt die Frage der Geduld der argentinischen Bevölkerung prominent. Mileis Popularität hat nachgelassen, bleibt jedoch bemerkenswert stabil. Doch während vereinzelte Proteste auftreten, ist die Zurückhaltung der Bevölkerung auffallend.

Die oppositionelle Peronistische Bewegung arbeitet derweil an ihrer politischen Neuausrichtung, verfolgt gleichzeitig jedoch interne Herausforderungen und juristische Auseinandersetzungen. Der politische Diskurs Argentiniens ist im Wandel und Mileis Politik bestimmt das Bild – ob als Held oder als umstrittener Akteur.