06. Oktober, 2024

Wirtschaft

Einzelhandel zwischen Hoffnung und Herausforderungen

Einzelhandel zwischen Hoffnung und Herausforderungen

Der Einzelhandel steht vor einer gemischten Entwicklung: Während weniger Menschen die Geschäfte besuchen, zeigen die verbleibenden Besucher eine klare Kaufabsicht, so der Handelsverband Deutschland (HDE). "Die Menschen, die kommen, kaufen - sonst hätten wir eine ganz andere Umsatzentwicklung", betonte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das veränderte Kaufverhalten prägt die Branche maßgeblich.

Eine aktuelle HDE-Branchenumfrage verdeutlicht die Problematik: 68 Prozent der Unternehmen berichten von gesunkener oder deutlich gesunkener Kundenfrequenz in den vergangenen zwei Jahren. Lediglich 12 Prozent verzeichnen einen Anstieg der Besucherzahlen. Angesichts dieser Daten gibt sich die Branche nachdenklich.

Besonders wichtig für potenzielle Kunden sei die gute Erreichbarkeit, Sauberkeit und Sicherheit der Innenstädte, erklärte HDE-Präsident Alexander von Preen. Im Hinblick auf diese Faktoren sprach er sich dezidiert gegen Fahrverbote aus, solange der Öffentliche Personennahverkehr nicht ausreichend ausgebaut sei. "Wenn die öffentliche Hand den Öffentlichen Personennahverkehr nicht entsprechend ausgebaut hat, sollte man Autos nicht aus den Innenstädten verbannen", so von Preen.

Die wirtschaftlichen Aussichten für den Einzelhandel bleiben zwiespältig. Nach einer HDE-Umfrage haben 45 Prozent der Unternehmen im ersten Halbjahr eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage im Vergleich zum Vorjahreszeitraum festgestellt, während 22 Prozent von einer Verbesserung sprachen. Besonders hart trifft es Händler von Möbeln und Einrichtungsgegenständen, die unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie leiden. Viele Menschen haben während der Pandemie ihre Wohnungen eingerichtet und sehen derzeit keinen Bedarf an weiterer Neuanschaffung. Zusätzlich belasten Probleme im Wohnungsbau diesen Sektor.

Trotz der Herausforderungen hält der HDE weiterhin an seiner Prognose von einem nominalen Umsatzwachstum von 3,5 Prozent für das Jahr 2024 fest. "Die Sparquote bleibt hoch - und das ist immer eine Art Konsumverweigerungsquote", erklärte Genth. Für das zweite Halbjahr zeigt sich der Verband optimistisch, dass insbesondere Herbst und Winter mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft eine Phase intensiven Konsums darstellen werden.

Im ersten Quartal dieses Jahres konnte der Einzelhandel laut HDE ein Umsatzplus von 2,3 Prozent verzeichnen. Besonders der Lebensmittelhandel schnitt mit einem Plus von 4,1 Prozent deutlich besser ab als der Nicht-Lebensmittelhandel, der um 1,7 Prozent zulegte.