Danny Reynolds, Betreiber eines Brautmodengeschäfts in Indiana, reagierte schnell, als US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump über erhöhte Importzölle sprach. Beim Blick auf die Etiketten der Brautkleider stellte er fest: „China, China, China.“ Reynolds, Inhaber der Boutique Stephenson's of Elkhart, nahm daraufhin vorgezogene Lieferungen von rund 20 Hochzeitskleidern in die Hand, um den steigenden Kosten zu entgehen, die durch die angedrohten Zolländerungen entstehen könnten. Trump hat angekündigt, 10% Zoll auf Waren aus China und 25% auf Produkte aus Mexiko und Kanada zu erheben. Diese Drohungen treiben Importeure, darunter auch Reynolds, dazu an, ihre Bestände frühzeitig aufzufüllen.
Diese Entwicklung ist nur ein Aspekt einer ganzen Reihe von Faktoren, die derzeit zu einer regelrechten Importflut in den USA führen. Der erwartete Anstieg der Zölle, zusammen mit einer starken Verbrauchernachfrage und Investitionen in die Elektromobilität, treibt Unternehmen dazu, ihre Importe zu erhöhen. Dies zeigen auch Analysen, die ein starkes Front-Loading-Verhalten der Unternehmen bestätigen. Laut dem Container-Tracking-Softwareanbieter Vizion steigert etwa Walmart, der größte Nutzer des Containertransports, seit Mitte September kontinuierlich seine Buchungen.
Auch Columbia Sportswear verzeichnet seit der US-Präsidentschaftswahl im November ständig höhere Buchungszahlen im Vergleich zum Vorjahr. In Anbetracht dessen, dass die Anbieter keine Stellungnahme dazu abgaben, bleibt unklar, inwieweit die verschiedenen treibenden Faktoren dazu beitragen. John Piatek von GEP berichtet zudem, dass US-Hersteller im November insbesondere im Konsumgütersektor ihre Sicherheitsbestände erhöhten, um Zollerhöhungen abzufedern.
Laut dem Handelsdatenanbieter Descartes Systems Group stiegen die Importe von Containerwaren im November um 12,8% im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere die Importe aus China verzeichneten ein Plus von 13,3%, was auch auf die neuen Zölle unter Präsident Joe Biden und möglicherweise künftige Trump-Zölle zurückzuführen ist. Analyst Fadi Chamoun von BMO Capital Markets prognostiziert, dass die hohe Importaktivität gegebenenfalls bis ins erste Quartal 2025 anhalten könnte, da Importeure versuchen, weiteren Zollerhöhungen zuvorzukommen. Gene Seroka, Geschäftsführer des Hafens von Los Angeles, betonte, dass die Importeure sich auf eine schnelle Umsetzung neuer Zölle vorbereiten.