18. September, 2024

Politik

Einsturz der Carolabrücke in Dresden bringt Brückenzustand in ganz Deutschland ins Scheinwerferlicht

Einsturz der Carolabrücke in Dresden bringt Brückenzustand in ganz Deutschland ins Scheinwerferlicht

Nach dem Einsturz eines Teils der Carolabrücke in Dresden wird die Diskussion um den maroden Zustand der Brücken in ganz Deutschland immer lauter. Dies ruft vehemente Forderungen nach umfangreichen Investitionen hervor. Besonders in der sächsischen Landeshauptstadt muss nun geklärt werden, wie der Wiederaufbau der wichtigen Verkehrsader gelingen kann. Die Haushaltslage der Stadt Dresden gilt derzeit als äußerst angespannt.

Der Brückenexperte Martin Mertens kritisierte den schlechten Zustand vieler Großbrücken in Deutschland und erklärte, 'dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind.' Die meisten dieser Brücken stammen aus dem Bauboom nach dem Zweiten Weltkrieg. Laut Mertens ist die Politik gefordert, umgehend zu reagieren. 'Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf', so der Professor von der Hochschule Bochum.

Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert dringend eine 'Investitionsoffensive Infrastruktur'. Hauptgeschäftsführer André Berghegger betonte, dass den Kommunen die finanziellen Mittel für notwendige Sanierungsarbeiten fehlen. Der Einsturz der Carolabrücke mache auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebe.

Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, hält ebenfalls Investitionen für dringend erforderlich. Den Einsturz in Dresden bezeichnete er als 'trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur', welches den akuten Handlungsbedarf verdeutliche.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in einer Haushaltsdebatte darauf hin, dass im nächsten Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitgestellt werden. Mit Blick auf die Carolabrücke erläuterte er, dass diese in kommunaler Verantwortung stehe und daher nichts mit dem Bundeshaushalt zu tun habe. Dennoch zeige der Vorfall, wie gefährlich es sei, wenn in Infrastruktur nicht ordentlich investiert werde.

In der Nacht zum Mittwoch stürzte ein 100 Meter langes Stück der Carolabrücke in die Elbe. Glücklicherweise kamen keine Personen zu Schaden. Der Rest der Brücke gilt jedoch nun als einsturzgefährdet. Die Polizei geht nicht von einer Fremdeinwirkung aus, und als mögliche Ursache wird Korrosion vermutet, wie Professor Steffen Marx vom Institut für Massivbau an der TU Dresden erläuterte.

Die derzeitigen Arbeiten konzentrieren sich darauf, einen verkehrssicheren Zustand herzustellen, berichtete Michael Klahre, Sprecher der Feuerwehr. Dabei müsse man äußerst vorsichtig vorgehen, da jede Person, die sich in der Nähe oder auf der Brücke aufhalte, in Lebensgefahr sei.

Die Brücke, eine der Hauptverkehrsadern Dresdens, war schon lange sanierungsbedürftig. Bereits in den vergangenen Jahren wurden Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, und die Sanierung des nun eingestürzten Teils war für das kommende Jahr geplant. Die Stadtratsfraktion der Grünen warnte vor massiven Auswirkungen auf den Stadtverkehr über viele Monate, wenn nicht Jahre. Besondere Sorge bereitet auch die finanzielle Herausforderung, wie Fraktionsvorsitzende Agnes Scharnetzky erläuterte. 'Hier liegt auf der Hand, dass die Stadt allein nicht über die Mittel verfügt,' forderte sie Gespräche mit Bund und Land.