Der Tarifstreit bei Volkswagen nimmt Fahrt auf, denn die entscheidende Verhandlungsrunde geht in Hannover in den zweiten Tag. Bereits am Montag hatten sich Vertreter von Volkswagen und der IG Metall zusammengefunden, um den kniffligen Dissonanzen zu begegnen. Mit dem zweitägigen Verhandlungsrahmen soll der Konflikt um potentielle Lohnkürzungen, Werkschließungen und die drohenden Entlassungen möglicherweise noch vor dem Fest beigelegt werden. Unklar bleibt, ob ein solcher weihnachtlicher Waffenstillstand gelingen wird. Zurück bleibt die denkwürdige Marathon-Sitzung von 13 Stunden, die erst nach Mitternacht endete. Für viele der rund 70 Beteiligten aus Unternehmenskreisen und Gewerkschaft war dies bereits die fünfte Zusammenkunft in einem Prozess von historischem Ausmaß. Beide Parteien hegen den dringlichen Wunsch, vor dem Jahresausklang zu einer harmonischen Lösung zu gelangen. So sind es erneut Weichenstellungen, die auch diesmal keine Zeit zum Verweilen lassen. Auf dem Tisch liegt ein strittiges Tableau: Volkswagen fordert eine Gehaltskürzung um zehn Prozent nebst Streichung diverser Boni; die IG Metall hingegen wettert gegen jegliche Standortschließungen und Entlassungen, was sie als unverrückbare „rote Linien“ beschreibt. Eine Kompromissbereitschaft bleibt bisher vage, denn ein erstes Angebot der IG Metall, auf eine Lohnerhöhung zu verzichten, wurde von Volkswagen als unzureichend betrachtet. In einem geänderten Szenario sind die Gespräche von der Wolfsburger Zentrale ins harmonische Ambiente eines Hotels in Hannover verlegt worden. Überraschend ist, dass an diesem Verhandlungsakt keine Arbeitsniederlegungen das Parkett beben lassen. Frühere Runden zeichnete noch eine kräftige Teilnahme von 100.000 Beschäftigten an Warnstreiks. Sollte der gegenwärtige Austausch ergebnislos bleiben, steht eine Eskalation im Raum, die womöglich bis ins Jahr 2025 zu einem vehementen Arbeitskampf ausufern könnte.