23. September, 2024

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Eine unerwartete Kehrtwende: UniCredit übernimmt signifikanten Anteil an Commerzbank

Eine unerwartete Kehrtwende: UniCredit übernimmt signifikanten Anteil an Commerzbank

Die überraschende Intervention von UniCredit bei der Commerzbank hat Berlin kalt erwischt und bringt Bundeskanzler Olaf Scholz in eine prekäre Lage. Wie Bloomberg berichtet, erfolgte der Kauf von Commerzbank-Aktien durch UniCredit ohne Vorwarnung an die deutsche Regierung, was dazu führt, dass die italienische Bank nun annähernd genauso viele Anteile an der Commerzbank hält wie der deutsche Staat.

Ursprünglich erwarteten deutsche Behörden, dass verschiedene Investoren die Commerzbank-Aktien in kleinen Anteilen erwerben würden. Dies hätte die Unabhängigkeit der Bank gesichert und es ihr ermöglicht, sich weiterhin auf die Vergabe von Krediten an mittelständische Unternehmen in Deutschland zu konzentrieren. Allerdings hatte eine Ankündigung im Voraus die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ein ausländischer Kreditgeber einen erheblichen Anteil kauft.

Das italienische Premierministerin Giorgia Melonis Team war im Gegensatz zur deutschen Regierung im Voraus über die Pläne von UniCredit-CEO Andrea Orcel informiert worden. Die deutsche Finanzministeriumssprecherin Nadine Kalwey erklärte am Mittwoch, dass die Regierung vor dem Verkauf am Dienstag kein Angebot von UniCredit erhalten habe und die Lage zunächst analysiert werde, bevor weitere Schritte beschlossen werden. Aufgrund von Börsenregeln wird Deutschland in den nächsten drei Monaten keine weiteren Aktien verkaufen.

UniCredits Angebot von 13,20 € pro Aktie lag "signifikant höher" als alle anderen Angebote, was den Kauf des großen Aktienpakets begünstigte. Die finnische Beteiligungskommission hatte erst kürzlich öffentlich gemacht, dass sie ihren Anteil seit 2008 abbauen möchte, was nun jedoch verkompliziert wird. Deutschland hält noch 12 % der Anteile an der Commerzbank, und der italienische Bankriese strebt eine Autorisierung an, um seinen Anteil weiter zu erhöhen.

Diese Entwicklung wird auch in Brüssel aufmerksam verfolgt, denn Berlins Plan, seine Anteile an Deutschlands zweitgrößter Bank, die während der Finanzkrise gerettet wurde, zu veräußern, hat weitreichende Implikationen. Die Deutsche Finanzagentur konnte daher vor der letzten Woche keinen potenziellen Investoren sondieren.

Bereits vor fast zwei Jahrzehnten kaufte UniCredit die HypoVereinsbank, wobei Orcel damals als Berater fungierte. Nun stehen die Zeichen auf eine potenzielle vollständige Übernahme der Commerzbank durch den italienischen Giganten, was möglicherweise eine neue Ära für die deutsche Bankenlandschaft einleiten könnte.