Donald Trumps überwältigender Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl hat in Kanada, einem engen Verbündeten und Handelspartner mit einem jährlichen Handelsvolumen von etwa 1,3 Billionen US-Dollar, für Aufregung gesorgt.
Premierminister Justin Trudeau erinnerte in seiner Glückwunschbotschaft an den Präsidenten, dass Kanada und die USA "die erfolgreichste Partnerschaft der Welt" haben und die "wirtschaftlich größten Handelspartner füreinander" sind.
Aber auch Finanzministerin Chrystia Freeland versicherte trotz vieler Sorgen, dass es Kanada "absolut gut" gehen werde. Ottawa erinnert sich deutlich an Trumps "America First"-Handelspolitik aus seiner vergangenen Amtszeit, als er 2017 die Nordamerikanische Freihandelsabkommen als "Desaster" bezeichnete und neu verhandelte.
Besondere Spannung lag auf Kanadas Verteidigungsausgaben, die nach wie vor unter dem Nato-Ziel von 2 Prozent des BIP liegen. Außenministerin Mélanie Joly kündigte jedoch eine Verdreifachung des Verteidigungsbudgets an, um die Nato-Allianz zu stärken, auch wenn Trudeau eingestehen musste, dass der 2-Prozent-Zielwert erst 2032 erreicht wird.
Die Landwirtschaft, insbesondere der Milchwirtschaftssektor, und das kanadische Digital Services Tax Act, das vor allem US-amerikanische Technologiekonzerne trifft, könnten unter Trumps erneuter Amtszeit zu Spannungen führen. Dennoch betonten kanadische Beamte die Bedeutung des US-Mexiko-Kanada-Abkommens (USMCA), das während Trumps erster Amtszeit unterzeichnet wurde.
Der Präsident des Business Council of Canada, Goldy Hyder, sieht in Trumps starkem Mandat auch eine Chance für Kanada, um Energieresilienz und Wirtschaftswachstum zu fördern. Allerdings könnte Trumps Drohung, 10 bis 20 Prozent Zölle auf Importe zu erheben, tiefgreifende Auswirkungen auf den Handel haben.
Der neu eingerichtete Kabinettsausschuss zu kanadisch-amerikanischen Beziehungen soll diese kritischen bilateralen Themen fokussieren. Vorsitzende Freeland hob nach der ersten Sitzung die Bedeutung des USMCA als "Modellhandelsabkommen" hervor.
Analysten wie Tony Stillo warnen vor möglichen neuen Zöllen und der Notwendigkeit, auf Unerwartetes vorbereitet zu sein. Dennoch wird die Zusammenarbeit in strategischen Sektoren wie kritische Mineralien und grüne Energie hervorgehoben.
Das Präsidentschaftsamt von Trump könnte auch positive Impulse für Kanadas Öl- und Gassektor geben, nachdem Joe Biden das Keystone XL Pipeline-Projekt gestoppt hatte. Schließlich hängt das zukünftige Verhältnis Kanadas zur USA stark von Trumps Umgang mit Rechtsstaatlichkeit ab, mahnt Errol Mendes von der Universität Ottawa.