London Zoo bietet seit 2016 eine außergewöhnliche Erfahrung: Eine Nacht im Zoo. Anlässlich der Weihnachtszeit wird dieses Erlebnis in festliche Atmosphäre getaucht - mit Glühwein, gerösteten Marshmallows und weihnachtlichen Klängen. Diese nächtliche Expedition könnte einige Überraschungen bereithalten, ähnlich einem bekannten Film, in dem das Museumspersonal unerwartete Entdeckungen macht.
Wer in der Vergangenheit den Zoo mit ungeduldigen Kindergruppen assoziierte, erhält nun die Gelegenheit, die fast leeren Wege und Gehege in Ruhe zu erkunden. Die hölzernen Gästeunterkünfte, auch Lodges genannt, befinden sich in der Nähe von Löwen und Geiern. Ohne das hektische Treiben Londons bei Tageslicht bietet sich eine einzigartige Chance: den Tieren mit der Aufmerksamkeit zu begegnen, die sie verdienen.
Der Aufenthalt wird durch drei geführte Touren bereichert, die sowohl vor als auch nach dem Dinner und dem Frühstück stattfinden. Ausgestattet mit roten Taschenlampen stießen wir unter anderem auf asiatische Löwen, die, dank beheizter Lampen und Steine, Londons frostige Temperaturen überstehen. So erfuhren wir von den jungen, fröhlichen Guides, dass sich die Zahl dieser Löwen in einem Jahrhundert von 20 auf über 600 erhöht hat.
Die Führungen sind in ihrer pädagogischen Aufbereitung zugänglich und informativ. Von Blattschneiderameisen, die Blätter zum Pilzanbau nutzen, bis hin zu der Unterscheidung von Affen und Meerkatzen – es gibt viel zu lernen. Humor darf nicht fehlen, als ein Guide spaßeshalber anbot, das Niedlichkeitslevel der Tiere zu bewerten.
Doch trotz dieser Erfahrungen bleibt Skepsis gegenüber Zoos bestehen. Die Rolle von Zoos im Artenschutz und ihrer Bildungswirkung wird hinterfragt. Erinnerungen an Zeiten, als Naturdokumentationen noch nicht existierten, sind verblasst. Dennoch hat sich der 1828 gegründete London Zoo im Hinblick auf Tierschutzbedenken gewandelt: Polar- und Elefanten sind nicht mehr Teil des Bestands, und die Pinguine genießen nun einen ausreichend großen Pool.
Die ehemalige, denkmalgeschützte Pinguin-Anlage veranschaulicht Londons Planungsprobleme und die Herausforderungen des Zoos bei der Neuerfindung. Eine zentrale Frage bleibt: Können Tiere wie Giraffen auf begrenztem Raum ihr natürliches Verhalten entfalten?
Die Guides heben neben der Lehrtour auch die Artenschutzaktivitäten hervor und weisen auf Themen wie die Bedrohungen des Haustierhandels und den Bedarf an Stimulation für Zootiere hin. Wir beobachteten beeindruckende Papageien, die perfekt das Piepen eines Funkgeräts imitierten - ein Zeichen ihrer Intelligenz und Wesensart.
Das Essen ist deftig und die Unterkunft bietet soliden Komfort, besonders für Londoner Verhältnisse. Egal welche Tiere man bei den Touren entdeckt, es bleibt ein Erlebnis voller Wunder. Einzigartige Arten, wie der madagassische Riesenhüpfmaus, verzaubern genauso wie die Geschicklichkeit der Pinguine.
Eine Nacht im Zoo bietet eine seltene Gelegenheit zur näheren Begegnung mit Tieren; sie könnte zugleich unser Bewusstsein für die Bedeutung ihrer Erhaltung und unser eigenes Verhalten schärfen.