06. November, 2024

Wirtschaft

Eine halbe Billion für Deutschland? Warum Habecks Milliardenfonds den Abstieg kaum aufhält

Bundeswirtschaftsminister Habeck will mit einem „Deutschlandfonds“ die Konjunktur ankurbeln. Doch ob weitere Schulden und Investitionsprämien den nötigen Aufschwung bringen, ist mehr als fraglich.

Eine halbe Billion für Deutschland? Warum Habecks Milliardenfonds den Abstieg kaum aufhält
Habecks „Deutschlandfonds“ soll mit 500 Milliarden Euro die Wirtschaft beleben, doch wie die massive Investitionssumme sinnvoll eingesetzt werden soll, bleibt fraglich.

Die Idee ist nicht neu: eine große Finanzspritze, möglichst schnell und kräftig, um dem Land frischen Schwung zu geben. Habecks Plan: eine Investitionsprämie von zehn Prozent für private Unternehmen und satte 230 Milliarden Euro für staatliche Vorhaben.

Der Haken? Das Ganze wird teuer. Sehr teuer. Die Schuldenbremse müsste dafür umgangen werden, eine halbe Billion Euro an Krediten kämen zusammen – und das, in einer Zeit, in der Deutschland ohnehin schon auf wackeligen Beinen steht.

Deutschlandfonds – Ein Konzept mit Lücken?

Der Deutschlandfonds sieht vor, die öffentlichen Investitionen um satte 40 Prozent aufzustocken. Ein ambitionierter Plan, doch die Realität hinkt oft hinterher.

Man erinnere sich nur an den „Corona-Wiederaufbaufonds“ aus Brüssel: Von 28 Milliarden Euro, die Deutschland zustehen, wurden bis Sommer gerade einmal sechs Milliarden abgerufen.

Projekte, Planungen, Bürokratie – all das bremst den Geldfluss, während die Probleme bleiben. Was nun also den Unterschied machen soll, bleibt unklar.

Eine weitere Schwachstelle: die Investitionsprämie. Diese zehnprozentige Förderung für private Investitionen klingt nach einem Anreiz, doch Ökonomen sind skeptisch. Wieso?


Lesen Sie auch:

Deutschland zahlt, China baut – wer profitiert wirklich von unserer Entwicklungshilfe?
Mit deutschen Fördergeldern werden nachhaltige Projekte in Namibia finanziert, doch bei der Umsetzung kommen deutsche und lokale Unternehmen oft zu kurz. Die Aufträge landen stattdessen in China.

Weil solche Prämien oft eher „Mitnahmeeffekte“ erzeugen, bei denen Unternehmen Gelder abrufen, die sie eigentlich nicht benötigen. Am Ende steht ein hoher Preis für den Staat, ohne dass die Wirtschaft nachhaltig angekurbelt wird.

Eine halbe Billion Schulden – und was wird damit finanziert?

Stellen wir uns vor, der Fonds geht an den Start. 500 Milliarden Euro, ein Drittel davon für den Verkehr, weitere 70 Milliarden für Bildung und 60 Milliarden für Digitalisierung.

500 Milliarden Euro an neuen Schulden und steigende Zinslasten: Die Finanzierung des Deutschlandfonds könnte den Staatshaushalt erheblich belasten, besonders wenn Zinsen weiter anziehen.

Klingt nach viel Geld, doch in der Praxis ist das nur die halbe Miete. Die Herausforderungen im öffentlichen Sektor sind gewaltig, angefangen bei der überlasteten Infrastruktur bis hin zu digitalen Rückständen, die uns seit Jahren verfolgen.

Eine drastische Erhöhung der öffentlichen Ausgaben könnte den Staatshaushalt langfristig belasten. Bereits jetzt droht die Zinslast bei Bundesanleihen zu steigen, denn die zehnjährigen Renditen nähern sich der 2,5-Prozent-Marke.

Wenn sich die Zinsausgaben weiter erhöhen, dürfte es eng werden – für den Fonds und letztlich für die Steuerzahler.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – aber Deutschland braucht mehr als Hoffnung

Auch wenn der Fonds realisiert wird, bleibt die Frage: Reicht das wirklich aus, um die wirtschaftliche Talfahrt zu stoppen? Habeck setzt auf eine schnelle Investitionswelle, die strukturellen Probleme bleiben jedoch ungelöst.

Vielmehr braucht Deutschland Reformen, die gezielt am Arbeitsmarkt und der Steuerstruktur ansetzen. Das Land muss attraktiver für Unternehmen werden – mit weniger Bürokratie und besserer Steuerpolitik.


Lesen Sie auch:

Bürgergeld unter Druck: Die teure neue Härte der Ampel – wer zahlt den Preis?
Mit schärferen Regeln und monatlichen Terminen will die Ampel-Regierung die Kontrolle über Bürgergeldempfänger verstärken. Doch die Maßnahme verschlingt Millionen – und die Jobcenter sind schon jetzt überlastet.

Ein Blick zurück in die 2000er-Jahre zeigt, was möglich ist: Die Agenda 2010 der rot-grünen Regierung setzte mit Reformen am Arbeitsmarkt und Sozialwesen an und schuf damit das Fundament für ein Jahrzehnt wirtschaftlichen Wachstums.

Doch damals waren die Maßnahmen unbequem und kontrovers. Heute sind ähnliche Schritte nötig – nur traut sich kaum jemand an die heiklen Punkte wie Steuerreform und Entbürokratisierung heran.

Geld allein reicht nicht

Am Ende ist klar: Der Deutschlandfonds könnte kurzfristig Impulse setzen, doch ohne echte Strukturreformen bleibt er eine teure Zwischenlösung. Eine halbe Billion Euro Schulden ohne tiefgreifende Reformen ist wie ein Fass ohne Boden.

Was Deutschland braucht, ist ein langfristiges Wachstumskonzept, das Investitionen erleichtert und gleichzeitig den Arbeitsmarkt stärkt. Und das möglichst bald, bevor der Abstieg in den Wirtschaftszahlen weitergeht.