Die Ukraine steht im Osten des Landes vor großen Herausforderungen. Das Jahr 2023 hatte kaum begonnen, als Marinka als erstes von mehreren strategischen Zielen an Russland fiel. Successive Rückzüge aus weiteren Städten im Donbas, darunter Avdiivka und zuletzt Vuhledar, deuten auf Moskaus erneuten Vorstoß in der Region hin. Doch anders als der Rückgang der ukrainischen Kontrolle zunächst erscheinen mag, sehen ukrainische Experten und Militärs eine andere Dynamik im Gange. Die Kämpfe seien mehr als nur ein territorialer Wettlauf, sie stellen vielmehr einen Abnutzungskrieg dar, bei dem jede Seite versucht, die Ressourcen und den Durchhaltewillen der anderen auszuschöpfen. Mit einem zahlenmäßigen Nachteil an Personal und Material bleibt die Ukraine in der Defensive, konzentriert sich aber darauf, Raum gegen Verluste einzutauschen. Seit dem Sommer 2023 verstärken sich die Angriffe durch russische Truppen, die in Wellen über die Frontlinien rollen, begleitet von schwerem Gerät und Drohnen. Diese überwältigende Übermacht zwingt Kiew zu taktischen Rückzügen, um die eigenen Truppen zu schützen. Angesichts einer erdrückenden russischen Artilleriedominanz, wie ein Offizier der 72. Brigade beschreibt, müssen ukrainische Streitkräfte geschickt agieren. Trotz der Stärke der russischen Truppen bleibt es fraglich, ob Moskau tatsächlich in der Lage ist, sein Ziel der völligen Kontrolle über den Donbas zu erreichen. Experten wie Franz-Stefan Gady betonen, dass die entscheidende Frage weniger in der Kontrolle einzelner Städte liegt, sondern wie viele Ressourcen Russland tatsächlich bereit ist zu investieren. Der Krieg lastet nicht nur schwer auf den Truppen, sondern auch auf den wirtschaftlichen Ressourcen der Länder. Kiew setzt auf westliche Unterstützung und Mobilisierung, um den russischen Vormarsch langfristig stoppen zu können. Die Kursk-Offensive der Ukraine im Sommer brachte den Russen zwar Verluste, stellt aber auch eine zusätzliche Belastung für die ukrainischen Ressourcen dar. Die Meinungen innerhalb der ukrainischen Truppen sind geteilt: Manche sehen darin einen strategischen Vorteil, während andere die dadurch entstandene Knappheit an Munition und Ausrüstung beklagen. Inmitten brutaler Gefechte setzt die Ukraine auf Ausdauer und hofft, dass die wachsenden Verluste auf russischer Seite letztlich den Ausschlag geben. Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte in jüngster Ansprache die Entschlossenheit, den Feind langfristig zu zermürben.