Albert Bourla, CEO von Pfizer, war gerade in Irland für ein Treffen des Aufsichtsrats, als er eine rätselhafte E-Mail erhielt, die sein Wochenende unvermittelt in Aufregung versetzte. Das leere Schreiben stammte von Frank D’Amelio, seinem früheren Finanzchef, und wurde auch an Mitglieder des Pfizer-Aufsichtsrats sowie an einen Vertreter von Starboard Value geschickt. Letztere ist ein Hedgefonds, bekannt für seine Aktivistenkampagnen gegen große Unternehmen, darunter Schwergewichte wie Bristol Myers Squibb und News Corp.
Die E-Mail entblößte unfreiwillig Starboards Plan, einen milliardenschweren Anteil an Pfizer zu erwerben und das Unternehmen sowie Bourla selbst ins Visier zu nehmen. Der Schock für Bourla war doppelt: Neben D'Amelio hatte sich auch Ian Read, sein Vorgänger, der einst seine Beförderung zum CEO unterstützte, mit Starboard verbündet.
In dieser außergewöhnlichen Woche erhielten Bourla und wesentliche Mitglieder seines Boards Anrufe von den ehemaligen Führungskräften. Sie wurden gedrängt, Starboard anzuhören, die Bourla für Pfizers jüngste Unterperformance verantwortlich machten. Doch innerhalb von drei Tagen entzogen D’Amelio und Read überraschend Starboard ihre Unterstützung und sprachen sich öffentlich für Bourla und die aktuelle Geschäftsführung aus.
Am Donnerstag erhob Starboard-CEO Jeff Smith schwere Vorwürfe gegen Pfizer. Er sprach von unlauteren Praktiken und versuchte, die Gründe für Read und D'Amelios plötzliche Kehrtwende zu ergründen. Smith vermutete Druck seitens Pfizer und forderte eine unabhängige Untersuchung.
Obwohl die Ereignisse chaotisch erscheinen, spiegeln sie die wachsende Unzufriedenheit der Aktionäre wider. Trotz der Erfolge während der Pandemie gerät Bourla zunehmend unter Druck; seine Fähigkeit zur Innovation wird infrage gestellt.
Die Zukunft von Pfizer unter Bourlas Leitung bleibt ungewiss. Der Hebel für Starboard könnte in einer Forderung nach Umbesetzungen im Management oder im Aufsichtsrat liegen. In der kommenden Woche wird Bourla Gelegenheit haben, in einem Treffen mit Smith und Sullivan zu beweisen, ob die Zukunft von Pfizer von Innovation oder stagnierenden Ideen geprägt sein wird. Der Ausgang dieses Showdowns könnte langfristige Auswirkungen auf die Geschicke des Pharma-Riesen haben.