19. September, 2024

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Ein strategischer Plan für Zinssenkungen – Experten raten zur Umsicht

Ein strategischer Plan für Zinssenkungen – Experten raten zur Umsicht

Mit den bevorstehenden Zinssenkungen der Federal Reserve rät eine Gruppe führender Finanzberater Investoren zu einer sorgfältigen und strategischen Vorbereitung. Diese Empfehlung kam während des Future Proof Festivals in Kalifornien aus prominenten Finanzkreisen.

David Kelly, Chefstratege für globale Märkte bei JPMorgan Asset Management, betonte die Notwendigkeit einer behutsamen Reduktion der Zinssätze. „Eine aggressive Zinssenkung könnte das Vertrauen untergraben“, warnte Kelly und verglich den Vorgang mit dem langsamen und vorsichtigen Absenken eines Klaviers vom vierten Stockwerk.

Die Zinsentscheidungen der Fed stellen einen bedeutenden Wendepunkt dar, da sie das Ende einer langjährigen Politik der Zinserhöhungen markieren, die zur Eindämmung der Inflation gedacht war. Der jüngste Verbraucherpreisindex wies eine jährliche Preissteigerung von 2,5% im August auf, der niedrigste Anstieg seit 2021, und brachte die Inflation in greifbare Nähe des angestrebten 2%-Ziels der Fed.

Auf Wall Street bleibt jedoch Uneinigkeit über das richtige Maß der Zinsanpassung, um den Arbeitsmarkt zu schützen und eine Rezession zu vermeiden. Kelly zeigte sich optimistisch und betonte, dass das Risiko eines signifikanten wirtschaftlichen Abschwungs gering sei, auch wenn das Wirtschaftswachstum verlangsamt wird.

Die jüngsten Einzelhandelsdaten wiesen auf die Widerstandsfähigkeit der Verbraucher hin, da die Umsätze im August um 0,1% stiegen. Dies geschieht, während der Arbeitsmarkt Anzeichen einer Verlangsamung zeigt, da im August weniger Arbeitsplätze als erwartet geschaffen wurden. Saira Malik, Präsidentin für Aktien und festverzinsliche Wertpapiere bei Nuveen, prognostiziert eine Rezession „irgendwann“ im Jahr 2025 und warnt davor, sich auf den Arbeitsmarkt als Indikator zu verlassen.

Bryan Whalen, Chief Investment Officer der festverzinslichen Gruppe von TCW, stimmte dem zu und betonte, dass die Fed zwar einen wirtschaftlichen Abschwung hinauszögern könnte, ihn jedoch voraussichtlich nicht verhindern kann.

Mit Blick auf eine neue Zinslandschaft sehen Investoren jetzt die Notwendigkeit, ihre Portfolios neu zu bewerten. Laut Lauren Goodwin, Chefmarktstrategin bei New York Life Investments, sei das Reinvestitionsrisiko derzeit die größte Bedrohung für Investoren.

Callie Cox von Ritholtz Wealth Management rät zur Umschichtung hin zu risikobehafteten Anlagen, insbesondere für langfristige Investoren, die Schwankungen verkraften können. Sie empfiehlt auch die Vorbereitung eines Planes für eine mögliche Rezession.

Die traditionelle 60-40-Portfolioverteilung (60% Aktien, 40% festverzinsliche Wertpapiere) wird neu diskutiert und gegebenenfalls angepasst. Malik und Goodwin schlagen Modifikationen vor, zum Beispiel eine Verlagerung auf eine 50-30-20-Verteilung (50% Aktien, 30% festverzinsliche Wertpapiere, 20% Alternativen).

Kelly rät zudem zur Diversifikation mit internationalen Anlagen und alternativen Investitionen wie Infrastruktur, Transport und bestimmten Bereichen des Immobilienmarktes. Whalen befürwortet trotz der Unsicherheiten weiterhin Investitionen in Anleihen.