05. Januar, 2025

Politik

Ein schiefliegender Kommentar entfacht politischen Wirbel

Ein schiefliegender Kommentar entfacht politischen Wirbel

In einem bemerkenswerten Schachzug der Medienaufmerksamkeit scheint sich ein kürzlich veröffentlichter Gastbeitrag als bedeutender Faktor im Vorfeld der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar abzuzeichnen. Alice Weidel, die als Mitvorsitzende der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) als Kanzlerkandidatin antritt, erhielt unerwartete Unterstützung durch den reichsten Mann der Welt, Elon Musk. In der Sonntagsausgabe der konservativen Zeitung Welt vom 29. Dezember bezeichnete Musk die AfD als "letzten Hoffnungsschimmer" Deutschlands und warnte vor einem drohenden wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang.

Die AfD liegt derzeit bei 19 % in den Umfragen und belegt damit den zweiten Platz hinter der christdemokratischen CDU/CSU mit rund 30 %. Musks Unterstützung für populistische Bewegungen ist nicht neu; erst kürzlich lobte er die italienische Premierministerin Giorgia Meloni überschwänglich und zieht eine Spende an die britische Reformpartei in Betracht, die sich gegen Einwanderung ausspricht.

Musks Einmischung löste unter den deutschen Spitzenpolitikern erheblichen Unmut aus. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU und Kanzlerkandidat, kritisierte den Vorfall als beispiellosen Eingriff in die Wahlkampagne eines westlichen Partnerlands. Olaf Scholz, der amtierende Kanzler und Kandidat der SPD, betonte in seiner Neujahrsansprache, dass das Schicksal Deutschlands von seinen Bürgern entschieden werde und nicht "von den Eigentümern sozialer Medien". Musks jüngste Aktivitäten auf seiner Plattform X, vormals Twitter, enthielten provokante Beiträge, darunter den Vorwurf, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sei ein "antidemokratischer Tyrann", und eine Beleidigung gegen den Kanzler.

Nach der Publikation des Artikels gab Eva Marie Kogel, die Ressortleiterin der Welt, aus Protest ihren Rücktritt bekannt. Der Beitrag wurde von einem kritischen Kommentar von Jan Philipp Burgard, dem zukünftigen Chefredakteur der Zeitung, begleitet. Er bezeichnete Musks Ansichten als "fatal falsch" und die AfD als teilweise xenophob und antisemitisch. Dennoch fragten sich viele Deutsche, ob es richtig gewesen sei, Musks Beitrag überhaupt zu veröffentlichen.

Obwohl der Gastbeitrag als schlecht argumentiert gilt, hat die Kontroverse um seine Veröffentlichung den Wahlkampf nachhaltig geprägt. Langfristig könnten jedoch soziale Medien, Desinformationskampagnen und externe Einflüsse weit stärker wirken, wie Michael Hanfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung argumentierte. Die Affäre hat der AfD durch die Verbindung mit einem amerikanischen Oligarchen einen etwas "un-deutschen" Anstrich verliehen.