Eine Entscheidung für die Zukunft
In einer Zeit, in der traditionelle landwirtschaftliche Praktiken zunehmend in Frage gestellt werden, hat die Geschichte von Ingeborg Stuckmann und ihrer Familie eine Wendung genommen, die nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch wegweisend ist.
Im ostwestfälischen Bad Salzuflen, wo einst Schweine gegrunzt haben, gedeihen nun auf nachhaltige Weise angebaute Bio-Kräuterseitlinge – eine Antwort auf die tiefgreifende Krise in der Schweinewirtschaft.
Neue Wege in der Agrarwirtschaft
Ingeborg Stuckmann, die frühere Schweinehalterin, und ihr Mann Richard betrieben über Jahrzehnte einen Mast- und Zuchtbetrieb.
Doch die sinkenden Preise, strengeren Auflagen und der schlechte Ruf der Branche führten vor zehn Jahren zu dem schweren Entschluss, sich langsam von der Tierhaltung zurückzuziehen. Ein zufälliges Treffen mit einem Bekannten, der auf der Suche nach Raum für seine Pilzzucht war, bot eine unerwartete neue Perspektive.
„Die Kräuterseitlinge hatten sofort eine ganz besondere Anziehungskraft auf mich“, erzählt Ingeborg.
Die Entscheidung, in das Geschäft einzusteigen, fiel schnell, und nach drei Jahren paralleler Tier- und Pilzzucht wurde der Stall endgültig zu einem Pilzhof umfunktioniert.
Technologischer Fortschritt und nachhaltige Produktion
Heute beschäftigt der Betrieb 26 Menschen, darunter auch die Kinder von Ingeborg, die sich früher nie eine Zukunft in der Tierhaltung hätten vorstellen können.
Die Umstellung auf Pilzzucht hat nicht nur neue Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die familiäre Dynamik verändert. Ingeborgs Sohn Julius und seine Freundin, beide aus anderen Berufsfeldern kommend, sind nun integraler Bestandteil des Unternehmens.
Das zeigt, wie Landwirtschaft sich wandeln und neue Chancen bieten kann.
Innovation im Herzen der Krise
Die technische Umstellung des Betriebs war herausfordernd, aber lohnend. Das Herzstück bildet eine umgebaute Futtermischanlage, in der heute das Substrat für die Pilze hergestellt wird.
„Das Experimentieren mit verschiedenen Substraten hat uns viele Einblicke gegeben“, erklärt Ingeborg.
Besonders Miscanthus, ein robustes Elefantengras, hat sich als effektiv erwiesen. Der Betrieb nutzt auch nachhaltige Energiequellen wie Solarstrom, um den Energiebedarf zu decken.
Zukunftsperspektiven und gesellschaftliche Verantwortung
Die Transformation hat sich nicht nur wirtschaftlich ausgezahlt, sondern auch das familiäre Verhältnis und das Feedback der Gemeinschaft positiv beeinflusst. „Wir erhalten viel positives Feedback.
Die Menschen finden es interessant, was wir machen“, freut sich Ingeborg. Der Erfolg der Stuckmanns ist ein Beweis dafür, dass Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können, besonders in Branchen, die vor großen Herausforderungen stehen.
Die Grillzeit bringt jedoch auch eine gewisse Bitterkeit mit sich. Trotz des eigenen Erfolgs betrachtet Ingeborg den Konsum von billigem Fleisch aus zweifelhafter Haltung kritisch.
„Das Portemonnaie ist näher als das Gewissen“, bemerkt sie nachdenklich.
Ihr Engagement für eine nachhaltigere Zukunft bleibt jedoch unerschütterlich.