19. April, 2025

Märkte

Ein Minus, das niemand erwartet hatte -Produzentenpreise brechen ein

Im März sind die Erzeugerpreise in Deutschland erstmals seit Monaten gefallen. Ausschlaggebend: massiv gesunkene Energiepreise. Für die EZB ist das eine Nachricht mit Signalwirkung.

Ein Minus, das niemand erwartet hatte -Produzentenpreise brechen ein
Während energieintensive Branchen wie Chemie und Bau profitieren, bleiben die Vorleistungskosten in vielen Sektoren weiter hoch.

Es kommt selten vor, dass Preisrückgänge überraschen – doch genau das ist im März passiert. Die Erzeugerpreise in Deutschland sind um 0,2 % gegenüber dem Vorjahr gesunken.

Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet. Im Monatsvergleich fiel das Minus mit 0,7 % sogar noch deutlicher aus. Ein Rückgang dieser Größenordnung, noch dazu gegen die Markterwartung, setzt ein klares Zeichen: Der Inflationsdruck in der Produktion lässt spürbar nach – und das vor allem aus einem Grund.

Erzeugerpreise März 2025: -0,2 % gegenüber März 2024

Strom wird billiger – und mit ihm die Statistik

Die Energiepreise sind im März massiv gesunken. Strom verbilligte sich im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 %, Gas kostete 3,6 % weniger. Besonders deutlich war der Rückgang bei Heizöl: Hier meldet das Statistische Bundesamt ein Minus von 12,1 %.

Damit drücken die Energiepreise nicht nur den Produzenten die Einkaufskosten, sondern beeinflussen direkt die Produktions- und später auch die Verbraucherpreise.

Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikator für die Inflation. Wenn Produzenten billiger produzieren können, kommen diese Effekte – mit Zeitverzögerung – auch beim Verbraucher an. Das ist keine Garantie für sinkende Preise im Supermarkt, aber ein wichtiges Puzzlestück für die Europäische Zentralbank.

Erwartungen gedreht

Im Februar hatten die Produzentenpreise noch um 0,7 % zugelegt. Die plötzliche Trendumkehr zeigt, wie volatil die Energiekomponente in der Preisentwicklung derzeit ist. Analysten hatten mit einem Plus von 0,4 % gerechnet – stattdessen ging es in die entgegengesetzte Richtung.

Das wirft Fragen auf: Ist das nur ein Ausreißer? Oder der Beginn einer nachhaltigen Entspannung bei den Produktionskosten?

Für die EZB ist der Effekt nicht trivial. Sie orientiert ihre Zinspolitik an den Verbraucherpreisen – die wiederum von den Erzeugerpreisen beeinflusst werden. In Frankfurt dürfte man die Entwicklung genau beobachten.

Vor allem, weil die Energiepreise zuletzt ein Unsicherheitsfaktor waren: globale Konflikte, volatile Rohstoffmärkte, politische Eingriffe. Wenn sich nun ein Rückgang etabliert, könnte das den Weg für eine lockerere Geldpolitik ebnen.

Branchen profitieren unterschiedlich

Nicht alle Sektoren profitieren gleichermaßen. Während Unternehmen mit hohem Energieeinsatz – etwa Chemie, Baustoffe oder Maschinenbau – von den sinkenden Strom- und Heizölpreisen direkt entlastet werden, bleiben andere Branchen relativ unberührt. Die Preise für Vorleistungsgüter sind zuletzt kaum gesunken, bei manchen sogar leicht gestiegen. Das zeigt: Der Druck ist nicht weg, sondern nur verschoben.

Besonders energieintensive Mittelständler dürften dennoch aufatmen. Die vergangenen Jahre waren von extremer Kostendynamik geprägt. Dass nun etwas Ruhe einkehrt, eröffnet zumindest neue Planungsspielräume – auch für Investitionen.

Kalter Frühling für die Inflation

Der Rückgang der Erzeugerpreise allein ist noch kein Anlass für Zinssenkungen – aber ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn sich der Trend bestätigt, könnte sich die Preisstabilität im Euroraum schneller einstellen als erwartet. Für die EZB würde das heißen: mehr Spielraum, weniger Druck.

Noch ist es zu früh für Entwarnung. Doch die Zahlen aus Wiesbaden sind ein erster Fingerzeig – und einer, der dem geldpolitischen Frühling ein Stück näher kommt.