Ein Meisterwerk der Leere begeistert die digitale Welt

Nolen Royalty, ein 32-jähriger Spieleentwickler aus Brooklyn, hat letzte Woche das Internet mit einer ungewöhnlichen Webseite namens „One Million Checkboxes“ in Begeisterung versetzt. Die Seite, die Royalty in einem Anfall von kreativer Eingebung erstellte und über das soziale Netzwerk X veröffentlichte, besteht aus einer Million leerer Kästchen, die von den Nutzern angeklickt werden können. Obwohl die anfänglichen Reaktionen eher verhalten waren – Royalty zufolge erhielten seine Erklärungen dazu lediglich ein Schmunzeln – fand das Projekt bald regen Zuspruch. Die schlichten, unmarkierten Felder auf einem hellgrauen Hintergrund erinnerten dabei an ein unentdecktes Minenfeld aus dem Computerspiel „Minesweeper“. Wenn ein Besucher ein Kästchen anklickte, wurde es sofort auf allen Bildschirmen gefüllt, wodurch eine Art kollektive Einkaufslisten-Erfahrung entstand, die mit mobilen Geräten oder Computern zugänglich war. Innerhalb von sieben Tagen wurden bereits über 700.000 Kästchen angeklickt. Die kostenlose Webseite hat sich als unerwarteter Hit erwiesen und starke, teils paradoxe Reaktionen hervorgerufen: Nutzer auf X bezeichnen das Projekt als „eigenartig fesselnd“ und „qualvoll für OCD-Betroffene“. Ein Newsletter der Washington Post nannte es sogar „die sinnloseste Website des Planeten“ – offenbar als ein Kompliment gemeint. Um den Ansturm der begeisterten Nutzer zu bewältigen, musste Royalty zusätzlich für etwa 60 Dollar pro Tag Serverkapazitäten mieten. Er schätzt, dass mindestens 400.000 eindeutige Besucher die Seite aufgerufen haben, wobei diese Zahl aufgrund wiederholter Abstürze der Seite ungenau sein könnte. Die Seite bietet ihren Nutzern eine leere Leinwand und symbolisiert auf faszinierende Weise die Dynamiken des digitalen Lebens. Zunächst durchlief sie eine Phase der Entdeckung, in der die Nutzer kooperierten, um möglichst viele Kästchen zu markieren. Kurz darauf folgte eine kreative Phase, in der einige begannen, Herzen oder – häufiger – rohe Zeichnungen männlicher Genitalien abzubilden.