26. Oktober, 2024

Wirtschaft

Ein kräftiger Schluck Herausforderungen: Die britische Weinindustrie im Fokus

Ein kräftiger Schluck Herausforderungen: Die britische Weinindustrie im Fokus

Inmitten der weichen Hügel von Surrey liegt Englands größtes Weingut, Denbies, ein Aushängeschild des britischen Weinsektors. Mit einer Produktion von einer Million Flaschen und 400.000 Besuchern jährlich ist es ein Paradebeispiel für den aufstrebenden Markt. Doch Christopher White, Geschäftsführer und Inhaber, fordert Unterstützung von politischer Seite. Der massive Unterschied in der Steuerpolitik im Vergleich zu europäischen Winzern, die oft keine Verbrauchssteuern erheben, setzt britische Produzenten ins Hintertreffen.

White betont, dass der einzige Weg, eine Rendite zu erzielen, darin bestehe, direkt an Kunden vor Ort zu verkaufen. Ein wesentlicher Teil der Verkäufe soll direkt erfolgen, um Zwischenhändler zu umgehen und die geringen Margen zu verbessern. Die Weinerzeuger drücken nun Wirtschaftsministerin Rachel Reeves die Daumen, dass sie in der kommenden Haushaltswoche Steuererleichterungen für heimische Produktionen einführt. Diese zielt darauf ab, der Branche, die sich mit schwachen Erträgen und stark schwankenden klimatischen Bedingungen konfrontiert sieht, finanziell zu helfen.

Obwohl Großbritannien inzwischen 1.030 Weinberge beherbergt und die Nachfrage langsam wächst, hatte das Land in diesem Jahr mit einer der schlechtesten Ernten zu kämpfen. Diese Entwicklungen erwiesen sich als belastend, wie auch der jüngste Kurssturz von Chapel Down zeigte, nachdem das Unternehmen seine Umsatzprognose korrigierte. Weinerzeuger fordern die Ausweitung der Steuerentlastungen, ähnlich wie es im Craft-Bier-Boom der 2010er Jahre geschah.

Die neue Alkohol-Steuerregelung, die im August 2023 eingeführt wurde, ist eine zusätzliche Hürde. Für Weine mit einem Alkoholgehalt zwischen 11,5 und 14,5 Prozent ABV wird eine Standardsteuer von £2,67 pro Flasche erhoben, was eine erhebliche Belastung für die Produzenten darstellt. Branchenführer argumentieren, dass niedrigere Steuern nicht nur den Verkauf ankurbeln, sondern auch die Gesamtsteuereinnahmen erhöhen könnten.

Schließlich hoffen kleinere Produzenten, die vorrangig auf Direktvertrieb angewiesen sind, auf die Einführung von 'Cellar Door Relief', einer Steuererleichterung für Verkäufe direkt im Weingut. Diese Maßnahme soll den Weintourismus stärken und die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der britischen Weinindustrie sicherstellen.