Helmut Schlesingers Präsidentschaft der Deutschen Bundesbank war zwar nur kurz, doch sein unermüdlicher Einsatz für die Stabilität der D-Mark wird für immer in Erinnerung bleiben. Bekannt für seine unbequemen Mahnungen, sah sich Schlesinger während seiner Amtszeit häufig im Widerstreit mit politischen Entscheidungsträgern. Der "Bayerische Preuße" – wie er nicht selten genannt wurde – ist am 23. Dezember im Alter von 100 Jahren verstorben.
Der 1924 in Penzberg geborene Schlesinger widmete sein Berufsleben dem Aufbau und der Festigung der Bundesbank. Nach seiner Promotion fand er seinen Weg über das Ifo-Institut zur Bank deutscher Länder, dem Vorläufer der Bundesbank. Diese prägte er maßgeblich mit und erwarb sich den Ruf als "Verwalter des Herrschaftswissens der Bundesbank".
Von 1964 bis 1972 verantwortete Schlesinger die Abteilung Volkswirtschaft und Statistik, bevor er ins Direktorium der Bundesbank aufstieg. 1991 übernahm er die Präsidentschaft, jedoch nur bis 1993, da sein fortgeschrittenes Alter seine Amtszeit verkürzte.
Im Ruhestand blieb Schlesinger der Finanzwelt eng verbunden, sowohl als Berater als auch als Beobachter globaler wirtschaftlicher Entwicklungen. Kritik äußerte er besonders gegenüber der Europäischen Zentralbank und deren politisch motivierten Maßnahmen, die nicht in seinem Sinne einer strengen Geldpolitik waren. Der Zusammenhalt der Eurozone war ihm jedoch ein wichtiges Anliegen, wie er einst betonte.
Neben seinem beruflichen Leben war Schlesinger ein engagierter Bergsteiger, der die Rocky Mountains und die Bergwelt Asiens erkundete. Für ihn war Stabilität – ob in den Bergen oder in der Wirtschaft – eine Lebensphilosophie.