Der Wandel in der Wahrnehmung von Alkohol, insbesondere Wein, hat in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt. Einst als integraler Bestandteil der mediterranen Diät und als Herzgesundheitsförderer gefeiert, sieht sich der edle Tropfen nun mit der alarmierenden Aussage der Weltgesundheitsorganisation (WHO) konfrontiert: Es gibt keinen sicheren Pegel für Alkoholkonsum. Während diese Schlagzeilen die Runde machen und politische Wellen schlagen, wirft die angesehene Journalistin Felicity Carter einen kritischen Blick hinter die Kulissen der WHO.
Carter enthüllt enge Verbindungen zwischen Abstinenzbewegungen und den Beratern der WHO, die sich für eine striktere Alkoholpolitik einsetzen. Dabei werden Taktiken ähnlich jenen der Anti-Tabak-Kampagnen zur Entnormalisierung des Alkoholkonsums angewendet. Überraschend ist das Timing der WHO-Intensivierung: Während die globale Weinkonsumkurve seit 2007 einen beständigen Rückgang zeigt, steigt die Zahl der Abstinenzler aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen stetig an.
Ein ausgewogener und umfassender Ansatz wird im kürzlich erschienenen Artikel von Kenneth Mukamal und Eric B. Rimm in der Harvard Public Health hervorgehoben, die zu einem differenzierten Verständnis von Alkohol und Gesundheit aufrufen. Sie betonen die Komplexität der Problematik, da viele der alkoholbedingten Krankheitsstudien auf Beobachtungen beruhen, die Korrelationen zwischen Abstinenzlern, gemäßigten und starken Trinkern untersuchen.
Die europäische Weinindustrie, bedroht durch die Gesundheitsdebatte und rückläufige Absätze, startete mit der Vitævino-Deklaration eine Gegenoffensive. Sie fordert die Anerkennung der kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung des Weins. Initiativen wie die "Wine in Moderation"-Kampagne rufen zur Mäßigung auf und unterstreichen den Genuss des Weins in verantwortungsvollem Rahmen.
Zu guter Letzt bleibt die Suche nach genussvollen alkoholfreien Alternativen in vollem Gange. Selbst Branchenriesen wie Moët Hennessy investieren in diesen spannenden Sektor. Währenddessen entdecken Weinliebhaber die Vorzüge alkoholärmerer Weine wie Mosel Rieslings und Moscato d'Asti, die nicht nur geschmacklich, sondern auch durch niedrigere Alkoholgehalte überzeugen.