Nach der Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah stellt sich in Israel eine drängende Frage: Wohin soll die Reise gehen? Vor einem Jahr noch evakuiert, stehen die Bewohner von Kiryat Shmona, einem Ort nur zwei Kilometer von der umstrittenen libanesischen Grenze entfernt, vor der Entscheidung, ob sie in ihre Heimat zurückkehren sollen. Die Unsicherheit, ob diesmal tatsächlich ein dauerhafter Frieden einkehrt, lässt viele zögern.
Raz Malka, ein 24-jähriger Student, stellt sich selbst die Frage, ob die Waffenruhe genug Sicherheit bietet, um zurückzukehren. Er ist nicht allein: Zehntausende von Israelis sind von ähnlichen Gedanken geplagt. In Reaktion auf vorige Angriffe evakuierte Israel 60.000 Menschen aus einem Grenzstreifen von fünf Kilometern, der von anhaltendem Konflikt und Zerstörung gezeichnet wurde.
Während das Land gespalten ist in der Bewertung der Waffenruhe, stützt sich das Abkommen darauf, dass Israel seine Truppen über einen Zeitraum von 60 Tagen aus dem Libanon zurückzieht, während Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückzieht, rund 30 Kilometer von Israel entfernt. Eine Umfrage von Channel 12 zeigt die gemischten Reaktionen: 37 Prozent der Israelis unterstützen den Deal, 32 Prozent sind dagegen, und 31 Prozent sind unschlüssig.
In Haifa äußert Asaf, ein lokaler Ladenbesitzer, einen pragmatischen Optimismus, dass es Zeit sei, ein Abkommen zu treffen. Doch Bewohner näher an der Grenze, wie Nisan Zeevi aus Kfar Giladi, kritisieren die getroffenen Vereinbarungen und weisen auf das Leid und die Entbehrungen hin, die sie erlebt haben.
In Kiryat Shmona zeigt sich langsam ein Silberstreif am Horizont: Verkehrsampeln funktionieren wieder, und das GPS weist nicht mehr fälschlicherweise auf Beirut hin. Ganz verschwunden sind die Spuren der Zerstörung jedoch nicht. Der Weg zur Normalität ist noch weit, aber für manche wie Igor, der eine Waffe zur Selbstverteidigung erwirbt, scheint ein sicherer Alltag in weiter Ferne.
Unweit davon entfernt hofft der Kassierer Shay auf einen langsam einsetzenden Alltag, doch ob die Einwohner dauerhaft zurückkehren, bleibt abzuwarten. Zwei Monate der Ruhe sind ausgerufen, doch viele nutzen die Zeit, um abzuwägen, ob sie sich endgültig wieder ansiedeln werden.