„Der Führer hat gesprochen“: Ein journalistischer Tiefpunkt
Ein Social-Media-Beitrag eines Mitarbeiters der „Süddeutschen Zeitung“ auf der Plattform X sorgte am Wochenende für erhebliche Verstimmung.
Der Redakteur bezeichnete Friedrich Merz, den Vorsitzenden der CDU, in einem Beitrag über dessen Vorschläge zur Verschärfung der Migrationspolitik als „Führer“. Ein weiterer Post gipfelte in der Formulierung:
„Sieg Heil, liebe CDU“.
Worte, die weniger an politische Diskussion als an bewusste Provokation grenzen.
Die öffentliche Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Friedrich Merz selbst nannte die Äußerungen eine „völlig inakzeptable Art und Weise der Auseinandersetzung“.
Der CDU-Vorsitzende betonte, dass solche Vorfälle nicht nur seine Person beträfen, sondern die politische Kultur insgesamt vergifteten.
Die Reaktion der „Süddeutschen Zeitung“
Wie reagiert die „Süddeutsche Zeitung“ auf diesen Vorfall? Mit einer Erklärung, die wohl aus der Schublade für Krisen-PR stammt: Man distanziere sich „in aller Form“ von den Äußerungen, hieß es in einem offiziellen Statement der Redaktion. Zudem wolle man prüfen, wie es „zu diesen Veröffentlichungen kommen konnte“.
Dass der betroffene Mitarbeiter „nicht aktiv für die SZ tätig“ sei, wirkt wie ein halbherziger Versuch, die Verantwortung von sich zu weisen.
Die Süddeutsche Zeitung distanziert sich in aller Form von den Äußerungen, die bezüglich Friedrich Merz und der CDU über den privaten Account eines SZ-Mitarbeiters verbreitet wurden und verurteilt den Inhalt aufs Schärfste. Wie es dazu kam, wird derzeit überprüft.
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) January 27, 2025
Die Frage bleibt jedoch: Welche Standards gelten bei der „Süddeutschen Zeitung“, wenn es um die Auswahl und Kontrolle von Mitarbeitenden geht?
Eine Zeitung zwischen Meinung und Provokation
Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich in den letzten Jahren immer wieder als Plattform für kontroverse Meinungsäußerungen positioniert. Doch der Übergang von Meinungsfreiheit zu gezielter Provokation ist fließend – und genau hier scheint das Blatt zunehmend den Kompass zu verlieren.
Ein derartiger Vorfall wirft nicht nur ein schlechtes Licht auf den betreffenden Mitarbeiter, sondern auf die gesamte Institution. In einer Zeit, in der Qualitätsjournalismus wichtiger ist denn je, stellt sich die Frage, ob die „Süddeutsche Zeitung“ noch den eigenen Ansprüchen genügt.
Ein Imageschaden, der vermeidbar gewesen wäre
Der Schaden ist bereits angerichtet – sowohl für die „Süddeutsche Zeitung“ als auch für die Debattenkultur in Deutschland. Doch während Friedrich Merz das Geschehene als „Entgleisung“ abtut, bleibt die Frage offen, ob solche Äußerungen nicht ein Symptom eines tiefergehenden Problems innerhalb der Redaktion sind.
Statt klarer Kante gegen Diffamierungen gibt es eine vage Distanzierung, begleitet von einem prüfenden Blick nach innen. Für ein Medium, das sich selbst als Leitstern des deutschen Journalismus sieht, ist das ein enttäuschendes Signal.
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