Im politischen Ring zwischen Kanzler Olaf Scholz und dessen Herausforderer Friedrich Merz bleibt die Erkenntnis der Dringlichkeit der Aufgaben offenbar auf der Strecke. Kritik zu üben steht hoch im Kurs, doch die Einsicht, die tatsächlichen Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen, lässt weiterhin auf sich warten. Im Falle der SPD-Regierung hätte ein Zeichen der Demut seitens Scholz nach dem Regierungsversagen ein positives Signal für die demokratische Kultur setzen können. Stattdessen blitzte harsche Kritik gegenüber dem entlassenen Finanzminister Christian Lindner auf. Angesichts der Oppositionstaktik der FDP während ihrer Regierungszeit erscheint dies nicht unangebracht, doch die Gesamtverantwortung lastet dennoch auf den Schultern des Kanzlers. Auf der anderen Seite der politischen Arena steht Unionskandidat Friedrich Merz, der Scholz vorwirft, politische Prioritäten nicht zu setzen. Doch auch er bleibt eine Antwort auf die Finanzierung seiner umfassenden Wahlversprechen im CDU/CSU-Programm schuldig. Somit werfen beide politischen Schwergewichte mit Worten um sich, ohne jedoch füllendes Gewicht in die Waagschale der Lösungsfindung zu legen.