Mit einem Wendepunkt am 25. Juni, als CIA-Offiziere sich geheim in einer Hauptstadt des Nahen Ostens trafen, nahm eine außergewöhnliche Entwicklung im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und Russland ihren Lauf. Bei dem Treffen legten die Amerikaner ihren russischen Gegenparts einen weitreichenden Vorschlag vor: Ein Austausch von insgesamt zwei Dutzend Gefangenen, die in Russland, den USA und Europa inhaftiert sind. Diese komplexe Vereinbarung war weitaus umfangreicher als frühere Anläufe, bot jedoch beiden Seiten genügend Anreize, um zuzustimmen.
Diese diskreten Verhandlungen liefen bereits seit über einem Jahr mit nur sporadischen Lichtblicken für die betroffenen Familien der Inhaftierten, wie etwa dem Journalisten Evan Gershkovich und dem Sicherheitsberater Paul Whelan. Immer wieder zerschlugen sich jedoch die Hoffnungen. Das besagte Junimeeting brachte schließlich Dynamik hinein.
Nur Tage später bestätigte der CIA-Direktor in einem Telefonat mit einem russischen Spionagechef die weitreichenden Parameter des Austauschs. Am letzten Donnerstag landeten sieben Flugzeuge in Ankara, Türkei, wo die Austauschdetails abgeschlossen wurden. Somit wurden 16 Gefangene, darunter amerikanische, russische und europäische, ausgetauscht, womit eine intensive diplomatische Bemühung erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde.
Zu den freigelassenen Personen zählte auch der russische Auftragsmörder Vadim Krasikov, der für den Mord an einem tschetschenischen Separatisten in Berlin verurteilt war und von Präsident Putin stets als Trophäe gefordert wurde. Putin hatte den Mord öffentlich als patriotischen Akt gelobt und stets auf Krasikovs Einbindung in einen Gefangenenaustausch bestanden.
Die gesamte Vereinbarung vollzog sich vor dem Hintergrund des blutigen Krieges in der Ukraine und beeinflusste sogar die politische Bühne der USA. Präsident Biden, der sich an Schlüsselpunkten persönlich in die Verhandlungen einbrachte, setzte zuletzt am 21. Juli aus seinem Quarantäneaufenthalt heraus den letzten Baustein, nur um wenig später seine Präsidentschaftskandidatur zurückzuziehen.
In einer Pressekonferenz lobte Biden die diplomatischen Fähigkeiten und die Unterstützung der internationalen Partner und erklärte: "Es ist ein sehr guter Nachmittag."
Dennoch warnten amerikanische Offizielle am Donnerstag, dass dieser Austausch keineswegs den Beginn einer neuen Détente zwischen Washington und Moskau markiere. Es handele sich schlicht um ein kalkuliertes Geschäft im nationalen Interesse, bei dem jede Seite etwas Wertvolles erhalten habe. Gleichzeitig zeigte die Aktion auch eine düstere Nachricht: Präsident Putin könne Amerikaner und andere Westler festsetzen lassen, stets bereit, sie als Verhandlungsmasse für seine Ziele zu nutzen.