Der ehemalige Premierminister Indiens, Manmohan Singh, dessen wirtschaftspolitische Maßnahmen das Fundament für Indiens rasante ökonomische Entwicklung legten, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Die medizinische Behandlung wegen altersbedingter Beschwerden konnte ihm nicht mehr helfen, wie das All India Institute of Medical Sciences in Neu-Delhi mitteilte.
Als Absolvent der Universität Oxford nutzte Singh sein ökonomisches Fachwissen, um als Finanzminister zwischen 1991 und 1996 die indische Wirtschaft grundlegend zu reformieren. Durch die Öffnung für ausländischen Handel und private Investitionen gelang es ihm, die Weichen für ein anhaltendes Wachstum zu stellen, das Indien zu einer der schnellstwachsenden Volkswirtschaften der Welt machte.
Im Jahr 2004 wurde Singh überraschend von der Kongresspartei zum Premierminister ernannt, nachdem die Partei die Parlamentswahlen gewonnen hatte. Während seiner Amtszeit, die durch ein beachtliches Wachstum in Höhe von fast sieben Prozent pro Jahr gekennzeichnet war, wurde die Kongresspartei jedoch von Vorwürfen umfassender Korruption heimgesucht. Singhs persönliche Integrität blieb dabei weitgehend unangefochten.
Gleichzeitig wurden ihm politische Untätigkeit und ein untergeordneter Umgang mit der damaligen Parteichefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, vorgeworfen. Kurz bevor die Kongresspartei den Wahlen 2014 an Narendra Modis Bharatiya Janata Party verlor, äußerte Singh optimistisch im Parlament, dass die Geschichtsschreibung ihm wohlwollender gegenüberstehen werde als die zeitgenössischen Medien und die Opposition.