Strahlende Abendgarderobe und diskrete Sorgenfalten – so präsentierte sich die Luftfahrtbranche bei der alljährlichen Wings Club Gala in Manhattan. Doch ein namhafter Akteur blieb der Festivität fern: Boeing, einst einer der Hauptsponsoren der Veranstaltung, verzichtete in diesem Jahr auf die Teilnahme seiner Führungsriege und überließ die Gala-Tickets größtenteils seinen Kunden.
Prominent vertreten waren hingegen die Vorstandschefs von Lufthansa und United Airlines sowie der CEO von GE Aerospace. Die Abwesenheit von Boeings neuem CEO Kelly Ortberg sprach Bände: Während andere das Tanzparkett eroberten, feilschte Ortberg um ein Ende des streikbedingten Stillstands in seinen Fabriken. Ein vorläufiges Abkommen mit der Gewerkschaft verspricht den Beschäftigten stolze 35 Prozent mehr Lohn über vier Jahre.
Doch auch mit einem wiederaufgenommenen Betrieb bleibt Boeing unter Druck. Gespräche über den Verkauf von Vermögenswerten könnten dringend benötigte Liquidität einbringen, hieß es aus gut informierten Kreisen. Gleichzeitig musste sich Ortberg mit skeptischen Analysten auseinandersetzen, die über unvorstellbare Szenarien wie eine Zerschlagung oder Insolvenz spekulieren.
Ortbergs Vorhaben, durch den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen und das Aufbringen von mindestens 10 Milliarden Dollar das Ruder herumzureißen, wird kritisch beobachtet. Seine Bereitschaft, entgegen früherer Gepflogenheiten Eigenkapital zur Stabilisierung aufzunehmen, erntete jedoch auch Zustimmung. Scott Kirby, United Airlines' CEO, betonte, dass solche Maßnahmen unter früheren Boeing-Leitern undenkbar gewesen wären.
Die anhaltenden Herausforderungen bei Boeing, vom Flugverbot der 737 MAX bis hin zu Produktionsproblemen mit dem 777X, ziehen weite Kreise. Zulieferer stehen vor ungelösten Bestellungen und drohenden Entlassungen, während Fluggesellschaften mit Verzögerungen neuer Flugzeugmodelle kämpfen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr ließ in seiner Rede keinen Zweifel daran, dass das Überleben Boeings von essentieller Bedeutung für die gesamte Branche ist.
Einblicke in die aktuelle Krise von Boeing zeigen, dass die kommenden Wochen entscheidend sein werden. Ortberg steht vor der Mammutaufgabe, das Vertrauen und die Zuversicht in das einstige Luftfahrt-Flaggschiff zurückzugewinnen.