Die Europäische Investitionsbank (EIB) sieht sich in diesem Jahr mit einem potenziellen „Reputationsdesaster“ konfrontiert, da neue EU-Berichtsvorschriften ihre umweltfreundlichen Referenzen gefährden könnten. Interne Korrespondenz zeigt, dass die EIB angesichts der geplanten Berichterstattungsreformen der EU, die die Klassifizierung von grünen Investitionen erfordern, erhebliche Risiken für ihren Ruf befürchtet.
Als weltgrößter multilateraler Kreditgeber hat die EIB seit 2021 alle Investitionen in fossile Brennstoffe aus ihrem über 500 Milliarden Euro schweren Kreditbuch gestrichen. Trotzdem müsste die Bank laut neuen EU-Vorgaben einen "Green Asset Ratio" von lediglich "rund einem Prozent" berichten. Ein starker Kontrast zu ihrem aktuell eigenen "Climate Action Ratio" von über 50 Prozent. Jean-Christophe Laloux, EIB-Chef für Operationen, äußerte in einem vertraulichen E-Mail-Korrespondenz die Notwendigkeit, die Einführungsfrist für die EU-Berichterstattung zu verschieben.
EU-Regierungen und Industriekreise teilen die Sorgen über die Komplexität und die Last der nachhaltigen Finanzvorschriften der EU, die einen zentralen Bestandteil des Green Deal der Union darstellen. In einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerten auch die Präsident*innen von sechs Entwicklungsbanken ihre Besorgnis darüber, dass die zusätzlichen Datenanforderungen für Kunden, insbesondere KMU, die Berichtslast drastisch erhöhen könnten.
Kritik kommt zudem von Nichtregierungsorganisationen, die der EIB mangelnde Transparenz in der Berechnung der CO2-Emissionen ihrer Projekte vorwerfen. Die NGO Finance Watch und andere Experten hinterfragen die Klarheit der Kriterien, die die EIB zur Messung ihrer Klimaschutzmaßnahmen anwendet. Eine frühere Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zwang die EIB bereits zur Überprüfung eines Darlehens für eine spanische Biomasseanlage, das die eigenen Investitionskriterien der Bank nicht erfüllte.
Die Kommission hat dagegen erklärt, dass Investitionen außerhalb der EU nicht im Green Asset Ratio eingeschlossen sind und KMU ebenfalls ausgenommen werden. Die EIB teilt mit, dass sie mit der Europäischen Kommission zusammenarbeitet, um die Berichterstattungsrichtlinien neu zu kalibrieren.