Die einstige Vorstandsvorsitzende der Swedbank, Birgitte Bonnesen, wurde von einem schwedischen Berufungsgericht zu 15 Monaten Haft verurteilt. Der Schuldspruch erfolgte aufgrund von irreführenden Informationen im Zusammenhang mit den Geldwäschevorfällen der Bank in Estland. Bonnesen, die von 2016 bis zu ihrer Entlassung im Jahr 2019 an der Spitze der traditionsreichsten Bank Schwedens stand, wurde vom Svea Court of Appeal der 'groben Täuschung' für schuldig befunden. Damit ist sie die ranghöchste schwedische Bankerin, die im Zuge dieses Skandals inhaftiert wird. Zuvor leitete sie das Baltikum-Geschäft der Swedbank. Das Gericht untersuchte diverse Aussagen, die Bonnesen gegenüber der Presse und Aktienanalysten gemacht hatte. Es stellte fest, dass zwei dieser Äußerungen unrichtig waren oder Tatsachen in einer Weise darstellten, dass sie nach dem schwedischen Strafgesetzbuch als irreführend galten. Ihr Anwalt, Per Samuelsson, kündigte an, dass Bonnesen gegen das Urteil Berufung einlegen werde. Von weiteren Anklagepunkten wurde sie freigesprochen. Die Verurteilung steht im Zusammenhang mit einem der größten Geldwäscheskandale Europas. Sowohl Swedbank als auch Danske Bank aus Dänemark sollen Teil eines Systems gewesen sein, das es russischen Oligarchen und Kriminellen ermöglichte, über ihre baltischen Filialen Geld in das westliche Finanzsystem zu schleusen. Das Gericht erklärte, dass Bonnesen in Zeitungs- und Fernsehinterviews im Zusammenhang mit den Quartalsergebnissen der Bank im dritten Quartal 2018 'irreführende Aussagen' gemacht habe. Diese hätten den falschen Eindruck erweckt, dass es keine verdächtigen Geldwäschereiverbindungen der Bank in Estland gebe. Die Wirtschaftsverbrechensbehörde Schwedens hatte Bonnesen im Januar 2022 wegen Betrugs und Marktmanipulation angeklagt. Swedbank beauftragte die Kanzlei Clifford Chance mit der Erstellung eines Berichts, der herausfand, dass die Bank zwischen 2014 und 2019 Transaktionen im Wert von 37 Milliarden Euro mit hohem Geldwäscherisiko durchgeführt hatte. Ein interner Bericht der Swedbank kam zu dem Schluss, dass zwischen 2008 und 2013 etwa 80 Milliarden Euro durch das Geschäft mit nicht ansässigen Kunden in den baltischen Staaten geflossen seien, hauptsächlich aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetstaaten. Nach Veröffentlichung des Clifford Chance Berichts im März 2020 erklärte Swedbank, dass Bonnesens Abfindung für ungültig erklärt worden sei. Ihre Aussagen Ende 2018 und Anfang 2019 seien ungenau oder ohne ausreichenden Kontext dargestellt worden. Dennoch entschied sich die Bank gegen eine eigene rechtliche Auseinandersetzung mit Bonnesen oder ihrem Vorgänger Michael Wolf, der von 2009 bis 2016 im Amt war.