Der Artikel wirft einen Blick auf die oft vernachlässigte, aber entscheidende Rolle des hydraulischen Abgleichs für kostensparendes Heizen in Zeiten steigender Energiepreise.
Angesichts der aktuellen Heizsaison rückt die Effizienz der eigenen Heizanlage verstärkt ins Bewusstsein. Doch wie kann man sicherstellen, dass die Heizung genau die benötigte Wärmemenge bereitstellt und dabei so energieeffizient wie möglich arbeitet? Die Antwort liegt im hydraulischen Abgleich.
Die Grundlagen des hydraulischen Abgleichs
Der hydraulische Abgleich bildet die Basis für eine effiziente Heizungsanlage. Das Ziel ist klar definiert: Die Heizung soll exakt die erforderliche Wärmemenge liefern und verteilen, ohne unnötigen Energieverlust.
Durch den Abgleich, bei dem die Wassermenge und Temperatur für jede Heizfläche individuell berechnet werden, lässt sich der Energieverbrauch um bis zu zwölf Prozent pro Jahr reduzieren. Das bestätigt der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK).
Voraussetzung dafür ist, dass Thermostatventile an den Heizflächen voreinstellbar sind. Bei einer Erstanschaffung im Rahmen des hydraulischen Abgleichs liegen die Einsparungen in der Regel sogar höher.
Der Ablauf eines hydraulischen Abgleichs
Fachleute erfassen die Daten der beheizten Räume sowie der Heizflächen und erfragen die gewünschten Raumtemperaturen. Mithilfe spezieller Software berechnen sie, wie viel Wasser durch die Heizflächen fließen und welche Temperatur es haben sollte.
Anschließend erfolgt die präzise Einstellung des Systems. Dieser Prozess ist selbst für ein Einfamilienhaus mit einem Aufwand von etwa drei Stunden überschaubar.
Wann ist ein hydraulischer Abgleich sinnvoll?
Ein hydraulischer Abgleich ist empfehlenswert, wenn Heizkörper trotz geöffneter Ventile ungleichmäßig erwärmt werden oder entfernte Heizkörper nicht ausreichend warm werden.
Auch bei einer erstmaligen Durchführung, einer besseren Gebäudedämmung oder veränderten Raumnutzungen ist ein Abgleich angebracht. Für diejenigen, die eine Wärmepumpe in Erwägung ziehen, bietet der hydraulische Abgleich die Möglichkeit, die optimalen Einstellungen für vorhandene Heizflächen zu ermitteln.
Gesetzliche Vorgaben und Förderungen
Für Gebäude mit mindestens zehn Wohnungen sollte der Abgleich bereits bis Ende September 2023 erfolgt sein. Ab dem 15. September 2024 gilt die Pflicht auch für kleinere Wohnhäuser, jedoch nach individueller Prüfung im Rahmen der turnusmäßigen Anlagenwartung.
Das ab Januar 2024 geltende Gebäudeenergiegesetz (GEG) macht den hydraulischen Abgleich zur Pflicht für Wohnhäuser mit mehr als sechs Wohnungen, wenn eine wasserführende Heizung installiert ist. Die Durchführung muss zwei bzw. 15 Jahre nach der Inbetriebnahme bei Wärmepumpen bzw. anderen Heiztechnologien erfolgen.
Die Kosten für einen hydraulischen Abgleich beginnen bei etwa 500 Euro für ein Einfamilienhaus. Zusätzliche Maßnahmen wie der Einsatz effizienterer Pumpen oder voreinstellbarer Thermostate erhöhen zwar die Kosten, steigern aber auch die Einsparungen.
Die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG EM) bezuschusst die Optimierung der Heizung mit 15 Prozent der Kosten, wenn die Anforderungen erfüllt sind.
Lohnt sich das Warten?
Ab 2024 sollen die bundesweiten Fördersätze für die Heizungsoptimierung auf 30 Prozent steigen. Die Frage, ob sich das Warten auf die höheren Fördersätze lohnt, hängt von individuellen Heizgewohnheiten ab. Im Dezember, dem Monat mit dem höchsten Heizbedarf, können ungenutzte Einsparungen die höheren Fördersätze kompensieren.
Daher ist es ratsam, die Entscheidung für einen hydraulischen Abgleich nicht nur von finanziellen Anreizen, sondern auch von der aktuellen Heizsaison abhängig zu machen.