15. Januar, 2025

Wirtschaft

EasyJet fordert Führungswechsel bei britischer Flugsicherung

EasyJet fordert Führungswechsel bei britischer Flugsicherung

Die britische Billigfluggesellschaft EasyJet hat den Vorstand des nationalen britischen Flugverkehrskontrolldienstleisters National Air Traffic Services (Nats) aufgefordert, dessen Geschäftsführer Martin Rolfe abzusetzen. Hintergrund sind wiederholte Störungen im Flugbetrieb in den letzten zwei Sommern.

Johan Lundgren, CEO von EasyJet, nahm in dieser Woche in einem Schreiben an den Nats-Vorstand Stellung. Er beschuldigte Rolfe, die Probleme des Unternehmens herunterzuspielen, mangelnde Transparenz an den Tag zu legen und 'irreführende Informationen' über die Störungen zu verbreiten. Lundgren gesellt sich damit zu Ryanair-Chef Michael O'Leary, der seit über einem Jahr Rolfes Rücktritt fordert.

'Ich bin zutiefst besorgt über das anhaltende Versagen des Geschäftsführers, das Ausmaß des Problems zu erkennen und ehrlich darüber zu kommunizieren', schreibt Lundgren in dem der Financial Times vorliegenden Brief.

Nats, ein öffentlich-privates Partnerschaftsunternehmen, wird von der britischen Regierung, Pensionsfonds und einer Gruppe von Fluggesellschaften, darunter EasyJet und British Airways, finanziert. Der Dienstleister verwaltet den Luftraum über Großbritannien und den östlichen Teil des Atlantiks und bietet zudem Flugsicherungsdienste an vielen der verkehrsreichsten Flughäfen des Landes an.

Ein EasyJet-Vertreter sitzt im Vorstand von Nats als Vertreter der privaten Aktionäre, die zusammen 42 Prozent des Unternehmens besitzen. EasyJet selbst hält einen Anteil von etwa sechs Prozent.

In den vergangenen 18 Monaten stand Nats wegen seiner Leistung unter starkem Druck der Fluggesellschaften. Besonders schwerwiegend war der Ausfall des britischen Flugsicherungssystems über das Augustbank-Wochenende letzten Sommer, der über 700.000 Passagiere während einer der betriebsamsten Reisezeiten des Jahres betraf.

Zudem kam es aufgrund von Personalmangel im Kontrollturm des von Nats betriebenen Flughafens Gatwick zu weiteren Störungen. EasyJet musste daraufhin etwa acht Prozent seines Sommerprogramms in Gatwick streichen, und der Flughafen beschränkte im September und Oktober die Anzahl der Starts und Landungen.

Während die Leistung in diesem Jahr zunächst verbessert schien, führten kurzfristige Personalausfälle am Wochenende des 7. und 8. September zu einer Vielzahl von Flugstreichungen. Allein EasyJet musste 78 Flüge annulieren.

Nats hatte den Betrieb des Kontrollturms in Gatwick im Oktober 2022 übernommen und sich verpflichtet, die Leistung zu steigern. Das Unternehmen erbte eine Situation, bei der die Zahl der Fluglotsen seit 2016 um ein Drittel gesunken war. Lundgren sagte, Rolfe habe den Fluggesellschaften versprochen, dass sie diesen Sommer den Kontrollturm 'nicht bemerken' würden.

'Es zeigt sich ein wiederholtes Muster, dass der Geschäftsführer nicht transparent ist über das Leistungsniveau, das Nats bieten kann, und dass er nachträglich irreführende Informationen herausgibt, das Problem nicht versteht und anerkennt und keinen Plan zur dringenden Bewältigung hat', so Lundgren weiter.

'Deshalb muss ich leider zu dem Schluss kommen, dass sich Nats nur mit einem Führungswechsel weiterentwickeln kann und dass der Vorstand nun einen neuen Geschäftsführer einsetzen muss.'

Die Fluggesellschaften in Europa haben diesen Sommer mit Störungen aufgrund von Kapazitätsengpässen in den Flugverkehrskontrollzentren zu kämpfen. Der regionale Flugsicherungsmanager Eurocontrol gab an, dass die Fluggesellschaften zwischen Juni und August durchschnittlich 5,4 Minuten Verspätung pro Flug erlitten hätten.

Eurocontrol machte eine Kombination von Faktoren für die 'hohen Verzögerungen' verantwortlich, darunter eine hohe Flugfrequenz, das Wetter und die Reduzierung des zur Verfügung stehenden Luftraums aufgrund des Krieges in der Ukraine.