19. September, 2024

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easyJet: Ein Langer Atem in Unsicherem Fahrwasser

easyJet: Ein Langer Atem in Unsicherem Fahrwasser

Der Abgang eines Vorstandsvorsitzenden wird oft vorschnell mit dem Begriff „lame duck“ bedacht, was ungerecht ist. Denn auch in der Übergangszeit bis zum endgültigen Abschied können Führungskräfte noch erheblichen Einfluss auf die finanzielle Leistung ihres Unternehmens nehmen.

Investoren wissen jedoch, dass ein neuer CEO fast zwangsläufig Änderungen an der Unternehmensstrategie vornimmt. Daher tendieren sie zu einer abwartenden Haltung, um abzuschätzen, wie der Neue zukünftiges Wachstum sicherstellen wird. Dies kann dazu führen, dass Unternehmen mit anstehenden Managementwechseln kurzfristig hinter den Marktindizes zurückbleiben.

Angesichts des bevorstehenden Wechsels des Finanzvorstands zum neuen CEO Anfang nächsten Jahres, dürfte die Kursentwicklung der easyJet-Aktie kurzfristig verhalten ausfallen. Dies trotz eines vielversprechenden operativen Umfelds, das die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens ankurbeln sollte.

Die neuesten Quartalszahlen von easyJet zeigen ermutigende Fortschritte. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um 11 Prozent und der Gewinn um 16 Prozent. Die Passagierzahlen wuchsen um 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei einer Steigerung des Ladefaktors um 0,4 Prozentpunkte auf 90 Prozent und einer Kapazitätsausweitung von 7 Prozent. Der Trend einer steigenden Nachfrage dürfte sich fortsetzen.

Trotz der Angst vor einer Kostenexplosion durch die Inflation, die bis Jahresende knapp unter 3 Prozent steigen soll, hat der Druck auf verfügbare Einkommen fast nachgelassen. Kombiniert mit einem erwarteten nachhaltigen Rückgang der Zinssätze um etwa 120 Basispunkte in den nächsten zwei Jahren, wird der Ausblick für die Luftfahrtindustrie zunehmend positiv.

Laut der International Air Transport Association werden die Passagierzahlen in Europa in den Jahren 2025 und 2026 jährlich um über 5 Prozent wachsen. easyJet ist gut positioniert, um von diesem verbesserten Marktaussichten zu profitieren, da das Unternehmen plant, seine Kapazität im aktuellen Geschäftsjahr auf 100 Millionen Sitze zu erhöhen – ein Anstieg von 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Expansion des Geschäftsbereichs Ferienpakete bei easyJet wird ebenfalls die finanzielle Leistung fördern. Das Segment easyJet holidays soll in diesem Geschäftsjahr Vorsteuergewinne von über 180 Millionen Pfund generieren, was einem Anstieg von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Das starke Wachstum dieses Segments dürfte zu einem annualisierten Anstieg des Gewinns je Aktie um 23 Prozent in den beiden Geschäftsjahren bis 2025 beitragen. Dies führt zu einem KGV von gerade einmal 7,6 für das Jahr 2025, was auf eine erhebliche Sicherheitsmarge hinweist, da die Anleger bisher die deutlich verbesserten finanziellen Perspektiven nicht vollständig eingepreist haben.

Die Expansion des Ferienpaketgeschäfts reduziert zudem das Gesamtrisiko, da solche Angebote aufgrund ihres wahrgenommenen Preis-Leistungs-Verhältnisses relativ widerstandsfähig sind. Die Risikobewertung hat sich auch durch die gestärkte Finanzlage des Unternehmens verbessert. Die Netto-Cash-Position stieg von 146 Millionen Pfund im März auf 456 Millionen Pfund im Juni.

Natürlich war die Kursentwicklung der easyJet-Aktie enttäuschend, seit Questor das Unternehmen im Juli 2017 erstmals empfohlen hatte. Seitdem hat sich die Aktie um 64 Prozent im Wert reduziert und den FTSE 100 Index um 75 Prozentpunkte unterboten.

Obwohl wir kurzfristig keine dramatische Erholung des Aktienkurses erwarten, bleiben wir dennoch optimistisch hinsichtlich der langfristigen Erholung von easyJet. Das Unternehmen ist zunehmend gut aufgestellt, um von einem verbesserten Betriebsklima zu profitieren und durch die rasche Expansion in angrenzende Produktbereiche zusätzliches Wachstum zu erzielen. Mit einer soliden Finanzlage und einer erheblichen Sicherheitsmarge bleibt die Aktie trotz ihrer enttäuschenden vergangenen Performance eine lohnenswerte Investition.