15. September, 2024

Wirtschaft

E-Scooter-Branche im Wandel: Zwischen wachsender Nachfrage und Effizienzstreben

E-Scooter-Branche im Wandel: Zwischen wachsender Nachfrage und Effizienzstreben

Die E-Scooter-Branche steht trotz anhaltender Herausforderungen und Diskussionen um Elektroroller weiter im Zeichen wachsender Nachfrage. „Die geteilte Mikromobilität kratzt noch nicht mal an dem Potenzial, was eigentlich möglich ist in der Zukunft“, erklärt Alexander Jung, Sprecher der Arbeitsgruppe Mikromobilität beim Interessenverband Plattform Shared Mobility. Die Anzahl der Fahrten stieg demnach von 75,1 Millionen im Jahr 2022 auf knapp 80 Millionen im Jahr 2023 – trotz des Austritts von Tier aus dem Verband. Auch wenn die Wachstumsphase ihren Zenit überschritten hat, intensiviert die Branche ihren Effizienzfokus. Jung betont, dass Profitabilität nun das zentrale Ziel sei, damit die Unternehmen langfristig unabhängiger von Kapitalmärkten und öffentlichen Subventionen agieren könnten. Trotz steigender Nachfrage ist die Zahl der Roller weitgehend konstant geblieben; aktuell befindet sich die Flotte der Verbandsmitglieder in Deutschland bei rund 200.000 E-Scootern. Die Marktkonsolidierung setzt sich fort. So übernahm Tier im Januar den niederländisch-französischen Konkurrenten Dott, und weitere Übernahmen sind nicht ausgeschlossen. Trotz dieses Konzentrationsprozesses investieren Unternehmen weiterhin in modernere Fahrzeuge und bessere Services. Laut Jung müssen sich auch Städte und Kommunen auf die dauerhafte Präsenz der E-Scooter einstellen, obwohl es vielerorts noch Skepsis gibt. Jüngstes Beispiel dafür ist die nordrhein-westfälische Stadt Gelsenkirchen, die eine verpflichtende Identitätsprüfung der Nutzer einführte. Daraufhin stellten Bolt und Tier ihren Dienst ein und klagten gegen die Maßnahme. Ein umfassendes Verbot, wie es in Paris durchgesetzt wurde, ist in anderen deutschen Städten derzeit jedoch nicht zu erwarten. Ein zentrales Problem bleibt der unsachgemäße Umgang mit den Scootern: achtlos abgestellte Fahrzeuge und gefährliches Fahrverhalten. Jung sieht in einer besser organisierten Infrastruktur eine Lösung. Je mehr Radstreifen und Abstellflächen vorhanden seien, desto weniger Schwierigkeiten gebe es mit Fehlverhalten und Verstößen. Auch aus ökologischer Sicht spielen E-Scooter laut Jung eine wichtige Rolle bei der Verkehrswende. Sie können CO2-Emissionen reduzieren, sofern sie Autofahrten ersetzen. Auch als Zubringer für den öffentlichen Nahverkehr tragen sie zur intermodalen Mobilität bei. Studien, die dies infrage stellen, basieren laut Jung auf veralteten Daten. Insgesamt zeigt sich, dass Mikromobilität trotz bestehender Hürden eine signifikante Rolle im urbanen Mobilitätsmix spielen wird. Die Branche ist gewillt, sich den neuen Herausforderungen anzupassen und ihre Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern.