Kurz vor dem entscheidenden Bundestagsentscheid fordern Deutschlands Arbeitgeber eine grundlegende Diskussion über das Renteneintrittsalter unter Berücksichtigung der Lebenserwartung. Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, kritisierte das Versäumnis, die Sozialsysteme im Wahlkampf und in den Wahlprogrammen zu adressieren. Eine dynamische Anpassung des Rentenalters sei notwendig, um das System stabil zu halten. Dulger argumentiert, dass viele Menschen gerne über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten würden, um den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen zu pflegen. Als Beispiel nannte er langjährige Fliesenleger, die mit ihrer Erfahrung Bereiche wie Arbeitsvorbereitung und Einkauf bereichern könnten. Anstelle einer starren Altersgrenze sollte das Rentenalter flexibel an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, schlug Dulger vor. Er plädierte für eine intensive Debatte über die Reform der Rentensysteme, um weitreichende, politische Entscheidungen zu fundieren. Dulgers sozialpolitische Forderungen zielen auch auf die Begrenzung der Lohnzusatzkosten, die das Einkommen der Arbeitnehmer belasten. Er unterstrich die Notwendigkeit eines ausgewogenen Sozialsystems, das den steigenden Bedarf an Altersvorsorge und Pflegebedürftigkeit berücksichtigt. Nur wenn Arbeit angemessen bezahlt wird, könne die Motivation der Beschäftigten aufrechterhalten werden. Darüber hinaus fordert Dulger jährlich eine Debatte im Bundestag über die Zukunftssicherheit der sozialen Sicherungssysteme und sieht weiteren Reformbedarf im Gesundheitswesen sowie beim 2023 eingeführten Bürgergeld. Arbeit müsse sich immer mehr lohnen als Arbeitslosigkeit, insbesondere für Alleinerziehende, die trotz Mehrarbeit kaum von spürbaren finanziellen Zuwächsen profitieren.