Die Wäsche waschen oder das E-Auto dann zuhause laden, wenn der Strom am günstigsten ist – das ist die Idee hinter den "dynamischen Stromtarifen". Ab dem kommenden Jahr sind Stromanbieter verpflichtet, ihren Kunden solche Tarife anzubieten. Diese Neuerung bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Verbraucher.
Bei dynamischen Tarifen schwankt der Strompreis stündlich oder täglich, abhängig von den Börsenstrompreisen. Kunden, die ihren Stromverbrauch flexibel anpassen können, profitieren möglicherweise von günstigeren Preisen. Wie das Vergleichsportal Verivox berichtet, ermöglichen die meisten dynamischen Tarife eine monatliche Kündigung, um bei längeren Hochpreisphasen an der Strombörse einen Wechsel zu erleichtern.
Kerstin Andreae vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft erklärt: "Dynamische Tarife können sinnvoll sein, wenn Kunden ihren Verbrauch in günstigere Zeitfenster verlagern können." Jedoch tragen Verbraucher das Risiko schwankender Preise. Besonders bei "Dunkelflauten", wenn wenig Windenergie verfügbar ist, können die Preise stark steigen.
Laut einem Sprecher des VKU sind dynamische Tarife ideal für E-Auto-Besitzer oder Nutzer von Wärmepumpen, die ihren Verbrauch flexibel gestalten können. Dennoch bleiben feste Tarife oft die risikoärmere Wahl. Der Anbieter Tibber warnte kürzlich vor Preisspitzen durch sinkende Windproduktion.
Für die Nutzung solcher Tarife ist ein "Smart Meter" notwendig. Dieser digitale Stromzähler ist jedoch noch nicht flächendeckend verbreitet. Ab 2025 wird bei einem Bedarf von über 6.000 kWh der Einbau verpflichtend, und bis 2032 soll die breite Ausstattung erfolgen.
Trotz der Marktverfügbarkeit werden dynamische Tarife noch kaum genutzt, da das Einsparpotenzial oft als gering eingeschätzt wird. Eine forsa-Umfrage zeigte, dass 81 Prozent der Haushalte unzureichend über diese Tarife informiert sind. Die Einführung von Preisabsicherungen wird von Experten empfohlen.
Eine Analyse von Verivox ergab, dass inzwischen viele Anbieter die gesetzlichen Vorgaben umsetzen. Trotz gelegentlich günstigerer Phasen sind starke Preisschwankungen ein Risiko, das die Verbraucher tragen. Ein durchschnittlicher Haushalt könnte weiterhin wenig von dynamischen Tarifen profitieren, es sei denn, ein intelligentes Energiemanagement ist im Einsatz.