Der deutsche Strommarkt erlebte im Jahr 2024 eine bemerkenswerte Dynamik, geprägt von stärkeren Preisschwankungen sowohl nach oben als auch unten. Die Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen auf dem Day-Ahead-Markt nahm deutlich zu: von 69 Stunden im Jahr 2022 auf 459 Stunden im Jahr 2024. Diese Entwicklungen spiegeln sich in der Aussage von Maria Schubotz, Sprecherin der europäischen Strombörse Epex Spot, wider, die feststellte, dass die Volatilität am Strommarkt gestiegen ist.
Ursache der negativen Preise ist ein Überangebot bei gleichzeitig geringer Nachfrage, etwa bei starken Winden an Feiertagen. Gerade in solchen Momenten können Käufer Geld verdienen, wenn sie kurzfristig Strom abnehmen. Der niedrigste Preis 2024 lag bei -135,45 Euro je Megawattstunde. Insgesamt fielen rund fünf Prozent der Stunden in Zeiten negativer Preise.
Die Volatilität zeigt sich auch in der entgegengesetzten Richtung: In 379 Stunden überschritten die Preise die Marke von 150 Euro, 21 Mal sogar 500 Euro. Die Ursachen dafür sieht man im umfassenden Umbau der Energieversorgung, der kurzfristige Preisschwankungen begünstigt. Insgesamt sank der durchschnittliche Strompreis in Deutschland auf 79,57 Euro, was deutliche Unterschiede zu Spitzenpreisen in den Vorjahren zeigt.
Schubotz sieht in den Marktbewegungen das Potenzial für mehr Flexibilität von Verbrauchern, etwa durch dynamische Tarife, die seit Jahresanfang verpflichtend angeboten werden müssen. Diese Tarife ermöglichen Einsparungen durch Anpassung des Verbrauchs an Zeiten mit niedrigen Preisen, bergen jedoch das Risiko hoher Kosten bei geringen Erträgen der Windkraft- und Solaranlagen.
Der größte Energieversorger in Ostdeutschland, EnviaM, etwa, bietet solche dynamischen Tarife erfolgreich an. Durchschnittlich kostete der Strom hier 26 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2024. Das Angebot richtet sich vor allem an Kunden, die mithilfe von Technologien wie Smart-Home ihren Verbrauch flexibel steuern können.
Die starken Schwankungen im Strompreis bieten laut Schubotz nicht nur Konsumenten Anreize zur Flexibilität, sondern auch Investoren Chancen, insbesondere im Bereich der Stromspeicherung. Der Umbau des Stromsystems und die damit verbundenen Preisbewegungen werden auch künftig für Schlagzeilen sorgen.