Die Statistik lügt nicht, aber sie beschönigt: Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jährlich das vielbeachtete Durchschnittseinkommen. Für 2023 liegt es bei 4323 Euro brutto monatlich, was einem Jahresgehalt von 51.876 Euro entspricht. Doch diese Zahl gaukelt eine Homogenität vor, die es in der Realität nicht gibt.
Der Median als fairer Indikator
Aussagekräftiger als das arithmetische Mittel, also der Durchschnitt, ist der Median. Dieser Wert teilt die Einkommen in zwei Hälften: 50 Prozent der Menschen verdienen mehr, 50 Prozent weniger.
Der Median liegt deutlich unter dem Durchschnitt, da hohe Gehälter von Topverdienern das arithmetische Mittel nach oben ziehen.
Branche, Geschlecht und Region spielen eine Rolle
Die Branche hat einen erheblichen Einfluss auf das Einkommen. So verdienen Beschäftigte im Finanzwesen und der IT deutlich mehr als in der Land- und Forstwirtschaft.
Auch das Geschlecht wirkt sich aus: Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. In Ostdeutschland ist der Unterschied mit 7 Prozent geringer als im Westen (19 Prozent).
Bundesländervergleich
Hamburg vorne, Ostdeutschland hinten: Auch die Region spielt eine Rolle. In Hamburg liegt das Medianeinkommen mit 4146 Euro am höchsten, während Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit 3041 Euro Schlusslichter bilden. Der Verdienstunterschied zwischen Ost und West ist nach wie vor deutlich spürbar.
Im europäischen Vergleich
Mittelfeld: Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 26.271 Euro auf Platz neun. Spitzenreiter sind Liechtenstein, die Schweiz und Luxemburg. Schlusslicht bildet die Ukraine.
Das Durchschnittseinkommen ist ein statistischer Wert, der nur bedingt aussagekräftig ist. Es gibt große Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen, Geschlechtern und Regionen. Der Median ist ein fairer Indikator, der die Ungleichheiten besser abbildet. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland im Mittelfeld.