19. September, 2024

Pharma

Durchbruch bei der Adipositas-Therapie für Kinder: Liraglutid zeigt vielversprechende Ergebnisse

Durchbruch bei der Adipositas-Therapie für Kinder: Liraglutid zeigt vielversprechende Ergebnisse

Starkes Übergewicht stellt nicht nur für Erwachsene, sondern zunehmend auch für Kinder ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. Besonders kritisch ist hierbei, dass adipöse Kinder häufig zu adipösen Erwachsenen werden. Eine neue Studie weist darauf hin, dass der Wirkstoff Liraglutid des dänischen Herstellers Novo Nordisk auch bei Kindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren effektiv und sicher ist. Dies könnte einen bedeutenden Schritt in der Behandlung von Adipositas bei Kindern darstellen.

Daniel Weghuber vom Uniklinikum Salzburg, der an der Studie nicht beteiligt war, betont, dass bisher keine medikamentösen Behandlungsansätze für diese Altersgruppe existieren. Hauptsächlich wird aktuell eine Lebensstilveränderung im Rahmen einer Familienschulung empfohlen, was sich in der Praxis allerdings als äußerst schwierig erweist. Besonders bei Kindern mit extremer Adipositas könnte Liraglutid eine wichtige ergänzende Therapiesäule darstellen.

Eine der zentralen Fragen bleibt jedoch die Eignung und Sicherheit des Wirkstoffs für eine langfristige Anwendung. Einige Bedenken bestehen hinsichtlich möglicher Langzeitfolgen, da Liraglutid und vergleichbare Medikamente noch nicht lange genug im Einsatz sind, um belastbare Daten zu liefern. Nerys Astbury von der University of Oxford unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen zur Langzeitwirkung der Substanz.

Die Studie, veröffentlicht im renommierten "New England Journal of Medicine", umfasste insgesamt 82 stark adipöse Kinder in den USA. Über einen Zeitraum von 56 Wochen erhielten 56 Kinder täglich Liraglutid-Injektionen, während die restlichen 26 Placebo-Spritzen bekamen. Alle Teilnehmer wurden zusätzlich individuell zu gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität beraten, was den positiven Effekt des Wirkstoffs unterstrich.

Liraglutid zeigte eine signifikante Reduktion des Body-Mass-Index (BMI) um 5,8 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe, wo der BMI um 1,6 Prozent anstieg. Die Gewichtszunahme war in der Liraglutid-Gruppe mit 1,6 Prozent des Ausgangsgewichts deutlich geringer als in der Placebogruppe mit 10 Prozent. Daniel Weghuber ordnete die Gewichtsveränderung als zehnmal effektiver im Vergleich zu einer reinen Lebensstiländerung ein.

Die beobachteten Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, entsprachen den bereits bekannten Reaktionen aus Studien mit Jugendlichen und Erwachsenen. Circa 11 Prozent der Kinder mussten aufgrund dieser Nebenwirkungen die Einnahme abbrechen. Martin Wabitsch vom Universitätsklinikum Ulm meint, dass Liraglutid vor allem für Kinder mit extremer Adipositas und einer starken biologischen Anlage für diese Krankheit geeignet sei.

Die Daten zu anderen Wirkstoffen aus der gleichen Substanzgruppe wie Semaglutid und Tirzepatid stehen noch aus. Wabitsch ist überzeugt, dass die aktuelle Veröffentlichung auch zu einer Zulassung von Liraglutid für Kinder ab sechs Jahren führen werde. Weitere Studien, wie eine laufende Studie zu Semaglutid in Ulm, werden zukünftig zusätzliche Einblicke bieten.